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Das Wandern, Trekken und Bergsteigen hat sich seit der HANWAG Gründung im Jahr 1921 stark verändert. Die 100 Jahre im Zeitraffer – von Pionieren im Gebirge bis hin zu echten Wanderfreaks, von Edward Norton über Grandma Gatewood bis Brocken-Benno.

1921 – 1930

1921 – Esel und Briten

Mit 100 Eseln startet die erste britische Mount-Everest-Erkundungsexpedition in Darjeeling zu einem 480 Kilometer langen Marsch zum höchsten Berg der Erde. Im Haus Nr. 56 der damals 1100 Einwohner:innen zählenden Gemeinde Vierkirchen in Bayern begibt sich derweil der Schuhmachersohn Hans Wagner mit einer eigenen Schuhmacherei – der späteren Firma HANWAG – auf den Weg.

Im Gründungsjahr von HANWAG startete die erste britische Erkundungsexpedition zum Mount Everest.

1922 – Spaniens vereinte Bergsteiger:innen

In Spanien wird die Federación Española de Deportes de Montaña y Escala gegründet, der nationale alpine Verein in Spanien. Er ist damit 60 Jahre später dran als der Österreichische Alpenverein und 20 Jahre später als der American Alpine Club, aber immerhin fünf Jahre älter als der Griechische Verband für Bergsteigen und Klettern Ellinikí Omospondía Oreivasías Anarríchisis.

1923 – Großglockners Rinnenrenner

Erstmals durchsteigt ein Mensch ganz alleine die berühmte Pallavicinirinne, eine 800 Meter lange Eisrinne am Großglockner. Der Wiener Allround-Bergsteiger Alfred Horeschowsky benötigt dafür acht Stunden, schlägt dabei 2500 Stufen ins Eis und beweist vor allem, dass wilde Hunde nicht unbedingt früh sterben müssen. Horeschowsky wird 92 Jahre alt.

1924 – Edward Nortons Rekord

Edward Norton, britischer Offizier, hat seine große Stunde – eigentlich. Bei der britischen Mount-Everest-Expedition erreicht der Expeditionsleiter Norton ohne Flaschensauerstoff eine Höhe von 8573 Metern, die bis ins Jahr 1952 niemand übertreffen sollte. Zu Nationalhelden werden allerdings seine Landsleute George L. Mallory und Andrew C. Irvine, die beim dritten Besteigungsversuch beide am Berg verschwinden und das Geheimnis mit ins eisige Grab nehmen, ob sie zuvor den Gipfel erreicht haben.

1925 – Die Appalachian Trail Conference

In Washington D.C. wird die zweitägige Appalachian Trail Conference (ATC) abgehalten, aus der später die gleichnamige und schließlich in Appalachian Trail Conservancy umbenannte Non-Profit-Organisation hervorgeht. Die erste Sektion des Fernwanderwegs war zwar schon 1922 von freiwilligen Helfer:innen angelegt worden, aber erst mit der ATC nimmt der heute weltberühmte, 3529 Kilometer lange Appalachian Trail Formen an. Fertiggestellt wird der Weg schließlich am 14. August 1937.

1926 – Heilige Berge, weiße Höllen

Der Bergfilm ›Der heilige Berg‹ von Arnold Fanck mit Leni Riefenstahl in der Hauptrolle kommt in die Kinos. Es ist keineswegs der letzte Film dieses oft martialisch betitelten Genres in den 1920ern. So folgen etwa 1928 ›Der Kampf ums Matterhorn‹ mit Luis Trenker und 1929 ›Die Weiße Hölle vom Piz Palü‹, wieder mit Fanck und Riefenstahl.

Das HANWAG Jubiläumsvideo: ›Hans Wagner – Die Geschichte eines Schusters‹

1927 – Schützt die Berge

Der Deutsche und Österreichische Alpenverein (DuÖAV) erweitert seine Satzung und nimmt darin die Förderung des Bergsteigens sowie den Naturschutz auf. Schon 1918 hatte der Holzindustrielle Albert Wirth dem Alpenverein 40 Quadratkilometer Grund in den Hohen Tauern geschenkt, um diese unter Schutz zu stellen. Bis zur Gründung des Nationalparks Hohe Tauern sollten allerdings noch einige Jahrzehnte vergehen.

1928 – Lenins Gipfel

Die drei Bergsteiger Karl Wien, Eugen Allwein und Erwin Schneider schaffen es im Rahmen einer sowjetisch-deutschen Expedition am 25. September auf den Gipfel des 7134 Meter hohen Pik Lenin. Der hieß just bis ins Jahr der Erstbesteigung noch Pik Kaufmann, seit 2006 wiederum Pik Abuali ibni Sino, wobei ihn andere Quellen (z.B. Google Maps) als Pik Unabhängigkeit bezeichnen. Heutzutage ist der Berg an der tadschikisch-kirgisischen Grenze im Pamir-Gebirge jedenfalls ein beliebter, da recht einfach zu besteigender Siebentausender.

1929 – Der denkwürdige 26. Februar

Am 26. Februar wird der Grand Teton Nationalpark gegründet. Dabei ist weniger die Jahreszahl interessant als das genaue Datum. Exakt zehn Jahre zuvor, also am 26. Februar 1919, war das Gebiet um den Grand Canyon zum Nationalpark erklärt worden, 1917 wiederum – ebenfalls am 26. Februar – ein riesiges Gebiet am Mount McKinley, der heutige Denali-Nationalpark. Alle drei gehören zu hochkarätigen Zielen für Wanderer:innen, Trekker:innen, Bergsteiger:innen und Abenteurer:innen.

1930 – Ein Magazin für Abenteurer:innen

Schlicht, ganz ohne Bild und große Aufmachergeschichte: Der Bergsteiger in der Anfangsphase.

Im Oktober 1930 erscheint im Bruckmann-Verlag in München die erste Ausgabe der Zeitschrift Bergsteiger (damals noch: ›Der Bergsteiger‹). Gemäß Verlagsangaben ist es das älteste, heute noch vertriebene kommerzielle Bergmagazin der Welt, wobei im Laufe der Jahre der Schwerpunkt vom Bergsteigen auf das Bergwandern verlagert wurde.

1931 – 1940

1931 – Mit dem Rad zum Matterhorn

Die Münchner Studenten Franz und Toni Schmid radeln von Bayern nach Zermatt, um als erste Seilschaft die Matterhorn-Nordwand zu durchsteigen. Wobei sie den Berg nach offizieller Lesart der Dreißigerjahre natürlich nicht einfach erklettern, sondern besiegen oder zumindest bezwingen. Genussbergsteigen sieht jedenfalls anders aus: Genächtigt wird auf einem Felsvorsprung, als Expeditionsnahrung dienen Schoko, Mais und alte Brotreste, und im Solvaybiwak werden die gefrorenen Klamotten wortwörtlich in die Ecke gestellt.

1932 – Die ersten Weitwanderwege

Weitwandern liegt im Trend! Zumindest beschreibt ein gewisser E. Benesch schon Anfang der 1930er drei Weitwanderrouten im Alpenraum; dies behauptet die Online-Enzyklopädie Wikipedia und damit folglich auch das gesamte World Wide Web. Dass sich knapp 90 Jahre später aber mit den Weitwanderwegen der Alpen ganze Wikipedias füllen ließen, hätte sich wohl auch Benesch nicht träumen lassen.

1933 – Wandern mit Nagelschuhen

In England entstehen Videoaufnahmen zum Thema Wandern, die noch viele Jahrzehnte später als Zweiminuten-Clip auf YouTube unter den Namen ›Hiking Hints 1933‹ einzusehen sind. Gleich zu Beginn wichtige Ausrüstungsinfos für britische Wanderer:innen: »Schuhe von Hikern haben Nägel!« Außerdem gebe es genau drei verschiedene Arten von Rucksäcken. Dazu fallen Sätze von zeitloser Schönheit. So sei Essen natürlich »most important«. Oder: »Hiker kommen an Orte, die für Motorisierte unerreichbar sind. Die Hügel gehören ihnen – und die Täler.«

1934 – In eisigen Höhen

Das in britischen Abenteurerkreisen berühmte Bergsteigerduo Eric Shipton und Bill Tilman findet einen Weg durch die Rishi-Schlucht zum Nanda Devi (7816 m), dem bis zum Beitritt Sikkims zur indischen Union 1975 höchsten Berg Indiens. Zwei Jahre später besteigt Tilman mit einem Team eben jenen Nanda Devi und stellt damit einen neuen Höhenrekord auf, der bis 1950 Bestand hat. Zudem soll Tilman den denk- wie diskussionswürdigen Satz sagen: »Niemand geht so schnell oder so weit wie ein Mensch, der nicht weiß, wohin er geht.«

1935 – Die Rettung des Edelweiß

Die Symbolblume für Berge schlechthin: das Edelweiß.

An der Höfats (2259 m), einem formschönen, viergipfligen Berg im Allgäu, errichtet die Bergwacht erstmals einen Zeltposten auf dem Gufelgrat in knapp 2000 Metern Höhe – zum Schutz des Edelweiß. Denn die an den steilen Grashängen des Berges einst üppig wuchernde Alpenblume wurde durch Souvenirverkäufer:innen stark dezimiert. Dank des Zeltpostens überlebt aber nicht nur das Edelweiß, auch die tödlichen Abstürze von Pflanzensammler:innen gehen deutlich zurück. Mehr als 70 Jahre später hat sich der Edelweiß-Bestand so gut erholt, dass der Posten aufgegeben wird.

1936 – Österreich wieder zugänglich

Die Tausend-Mark-Sperre wird aufgehoben – und das Wanderland Österreich atmet durch. Die Sperre war drei Jahre zuvor von der deutschen Reichsregierung als Blockademaßnahme verhängt worden, um die bereits vom Tourismus abhängige Wirtschaft des Nachbarlandes zu schwächen. Während dieser Zeit hatten deutsche Staatsbürger:innen aufgrund einer bilateralen Beziehungskrise beim Grenzübertritt nach Österreich eine Gebühr von 1000 Reichsmark an das Deutsche Reich entrichten müssen.

1937 – Auf sicheren Sohlen

Auf der Sohle von unzähligen Bergschuhen zu finden: der Schriftzug von Vibram.

Vitale Bramani meldet die heute weltberühmte Gummisohle Vibram – ein aus seinem Vor-und Nachnamen zusammengesetztes Akronym – zum Patent an. Bramani hatte sie gemeinsam mit Ettore Castiglione und dem Pneuhersteller Pirelli entwickelt. Anlass dafür war ein Bergunglück mit sechs Toten an der Punta Rasica zwei Jahre zuvor. Die beste Werbung: Noch im Juli 1937 durchsteigen Bramani und Castiglione mit Hilfe der leichten und doch griffigen Sohlen die 700 Meter hohe Nordwestwand des Piz Badile.

1938 – Durch die Wand

Na, endlich! Anderl Heckmair, Heinrich Harrer, Ludwig Vörg und Fritz Kasparek gelingt die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand; sie benötigen dafür drei Tage. Die deutsch-österreichische Viererseilschaft wird für die ›Heldentat an der Mordwand‹ (NS-Propagandasprech) später vom Führer Adolf Hitler empfangen, der die Tat als weiteren Beweis für die Überlegenheit der Herrenrasse wertet. Kein Jahrhundert später rennen Schweizer Alpinisten in weniger als drei Stunden durch die sogenannte Heckmair-Route.

1939 – Kraft durch Wandern

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg werden die Kraft-durch-Freude-Fahrten eingestellt. Zuständig für die Ausflüge und Reisen war das Amt für Reisen, Wandern und Urlaub gewesen, das zu dieser Zeit größte Reiseunternehmen der Welt. Die KdF-Fahrten sollten unter anderem das Heimat- und Gemeinschaftsgefühl fördern, die Leistungsbereitschaft erhöhen und dienten der nationalsozialistischen Propaganda. Man kann das so sehen: Sogar das Wandern wurde vom Dritten Reich für dessen Zwecke missbraucht.

1940 – Stillstand

Der Zweite Weltkrieg bringt die noch kurz zuvor so groß propagierte Freude am Wandern und Bergsteigen zum Erliegen – und zwar weltweit. Auch in den USA verfallen viele Trails ohne regelmäßige Instandhaltungsarbeiten, manche Abschnitte des berühmten Appalachian Trail werden geschlossen. Immerhin entdecken vier noch minderjährige Burschen mit einem Faible fürs Abenteuer die berühmten Höhle von Lascaux in Frankreich.

1941 – 1950

1941 – Um die Welt

Zerstörung, Verzweiflung, Aufbau – die 1940er-Jahre waren ein in vielerlei Hinsicht verlorenes Jahrzehnt. Aus bergsteigerischer Sicht lässt es sich nur im Sauseschritt überbrücken – einmal um die Welt.

1942 – Österreich

Der fantastische Alpinist, Förderer von David Lama (siehe 2012), Seilpartner von Reinhold Messner (siehe 1979) und großartige Mensch Peter Habeler wird geboren.

1943 – UdSSR

Gegenstand eines jeden Gletscherkurses: die Abalakow-Eissanduhr.

Der Bergsteiger Witali Abalakow ist seiner Zeit Jahrzehnte voraus. Als Konstrukteur etlicher Geräte zur Trainingsbewertung, Entwickler eines Klemmkeils und Erfinder der Gletscher-Sicherungstechnik namens Abalakow-Eissanduhr wird er zum Master of Sport der UdSSR ernannt.

1944 – Großbritannien

Das British Mountaineering Council wird gegründet.

1945 – In aller Welt

Der Krieg ist vorbei. In jeder Hinsicht die beste Nachricht.

1946 – USA

Es kommt erstmals die Idee, die Gebirgskämme im Westen der USA parallel zum Pazifik zu durchwandern, auf – die Grundlage für den Pacific Crest Trail.

Lesetipp: Mein Abenteuer auf dem Pacific Crest Trail

1947 – Frankreich

In Chamonix wird die sechsstufige Schwierigkeitsskala für das Klettern entworfen. Sie wird 1968 in UIAA-Skala umbenannt werden. Namensgeber ist der 1932 gegründete internationale Alpinismusverband ›Union Internationale des Associations d’Alpinisme‹.

1948 – UdSSR

Jewgeni Abalakov, der mit seinem Bruder Witali (siehe 1943) so etwas wie die Klitschko-Brüder des Bergsteigens bildet, erlebt das Wiederaufleben des Alpinismus nicht mehr mit. Er stirbt mit 41 – nicht am Berg, sondern wohl durch eine Vergiftung. Laut dem Standardwerk ›Bergsteiger‹ von Ed Douglas wird er zu jener Zeit gerade durch das Innenministerium (NKWD) überprüft.

1949 – Deutschland

Das Sporthaus Schuster bietet erstmals das Kernmantelseil an. Fachzeitschriften bezeichnen es als ›Meilenstein‹.

Heutige Kletterseile haben eine lange Evolution hinter sich.

1950 – Nepal

Die französischen Alpinisten Maurice Herzog und Louis Lachenal besteigen die 8091 Meter hohe Annapurna – und damit erstmals nachweislich den Gipfel eines Achttausenders.

1951 – 1960

1951 – Zwischen den Extremen

Die Fünfziger sind nicht nur das Jahrzehnt der Achttausender-Besteigungen, sondern auch das Jahrzehnt der Nationalpark-Gründungen im Vereinigten Königreich. Ein Ziel lautet dabei explizit, den Zugang zur Landschaft für die wanderfreudige Bevölkerung zu verbessern. Als erster britischer Nationalpark wird am 17. April 1951 der Peak District National Park gegründet, der heute mit knapp 3000 km Wanderwegen mehr als einen Urlaub wert ist.

1952 – Wandervögel

In Wales wird der für seinen Vogelreichtum bekannte Pembrokeshire Coast Nationalpark eingerichtet – und damit die nächste Grundlage für einen weiteren Reisetipp gelegt. Allerdings dauert es noch 18 weitere Jahre, bis 1970 schließlich der insgesamt 300 Kilometer lange Pembrokeshire Coast Path als einer der 16 National Trails in Großbritannien eröffnet werden sollte. 2012 wählt die National Geographic die Gegend dann sogar zur zweitschönsten Küstenregion.

Wanderbar: Sonnenuntergang an der Küste von Pembrokeshire (Wales).

1953 – Helm auf!

So schön modisch sahen die Kletterhelme lange Zeit eher nicht aus.

Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts tragen Kletterer:innen als Kopfschutz gelegentlich mit Zeitungen und Socken ausgestopfte Wollmützen und Filzhüte. Dies schreibt Pit Schubert, langjähriger Leiter des DAV-Sicherheitskreises. Zusammen mit dem Sporthaus Schuster entwickelt der Münchner Bergsteiger Paul Hübel in den 1950er-Jahren den weltweit ersten Kunststoffhelm fürs alpine Gelände, der es 1960, dem Todesjahr Hübels, dann auch auf den Markt schafft. Zur Optik nur so viel: Er erinnert an eine Eierschale.

1954 – Gefährliche Berge I: das Dachstein-Unglück

Zehn Schüler und drei Lehrer der Knabenmittelschule aus Heilbronn kommen Mitte April während einer Wanderung am Krippenstein im Dachsteingebirge bei einem Schneesturm ums Leben – obwohl sie mehrfach vor der Wetterlage gewarnt wurden. Erst 43 Tage nach Beginn der Suchaktion, eine der größte der alpinen Geschichte mit über 400 Bergrettern, Alpingendarmen und freiwilligen Helfer:innen, werden die letzten Opfer gefunden. Das Drama gräbt sich als Dachstein-Unglück ins kollektive Gedächtnis der Stadt Heilbronn ein.

1955 – Die Trekking-Oma

Dass Wandern langsam in der Mitte angekommen ist, zeigt sich auch daran, dass die 67-jährige Weitwanderin Emma ›Grandma‹ Gatewood als erste Sologängerin den knapp 3500 Kilometer langen Appalachian Trail vollständig abläuft, in 146 Tagen. 2012 wird die Mutter von elf Kindern posthum in die Appalachian Trail Hall of Fame aufgenommen. Sie gilt zudem als Pionierin des Ultra-Light-Hiking, was wieder einmal beweist, dass die meisten Trends der Moderne doch nur Retro-Veranstaltungen sind (siehe auch 1967).

1956 – Transatlantische Beziehungen

Der HANWAG Stand auf der Sportartikelmesse in Wiesbaden.

HANWAG präsentiert sich in Wiesbaden erstmals auf einer Sportartikelmesse. Josef ›Sepp‹ Wagner lernt dort den in die USA migrierten Sportartikel-Hersteller und legendären Skilehrer Klaus Obermeyer kennen – und findet einen guten langjährigen Handelspartner für seine Skischuhe.

1957 – Gefährliche Berge II: Hermann Buhls Tod

Der österreichische Ausnahme-Alpinist Hermann Buhl stirbt im Alter von 32 Jahren an der Chogolisa, einem 7668 Meter hohen Berg im Karakorum. Zuvor hatte er als nur einer von zwei Menschen zwei Achttausender erstbesteigen, den Nanga Parbat (1953) und den Broad Peak (1957). Sein 41-stündiger Alleingang am Nanga Parbat inklusive eines Biwaks auf fast 8000 Metern Höhe, das er wohl nur dank der Droge Pervitin überlebte, gilt unter Bergsteiger:innen als legendär.

1958 – An den Drei Zinnen

Dietrich Hasse, Lothar Brandler, Jörg Lehne und Sigi Löw durchsteigen in direkter Linie die Nordwand der Großen Zinne auf einer Route, die noch heute unter dem Namen Hasse-Brandler bekannt ist. Während die Erstbegeher technisch klettern, also etwa Haken und Trittleitern als Aufstiegshilfen verwenden, wird 44 Jahre später der oberbayerische Kletterer Alexander Huber dieselbe Route free solo durchsteigen – also ganz alleine, ohne jegliche Sicherung (siehe 2002).

Die Hasse-Brandler-Direttissima an der Großen Zinne gilt heute als Klassiker.

1959 – Gefährliche Berge III: Das Djatlow-Massaker

Ende Februar 1959 werden die bereits mehrere Wochen alten Leichen von neun jungen Skitourengehern am Djatlow-Pass im nördlichen Ural gefunden, mit zertrümmerten Schädeln, gebrochenen Rippen, verbranntem Fleisch. Einem Opfer fehlen Augen und Zunge; die wenigen Kleidungsstücke der bei minus 30 Grad barfuß und halbnackt aus dem Zelt geflüchteten Bergsteiger weisen radioaktive Substanzen auf. Das Unglück zieht eine im Mai 1959 eingestellte Untersuchung nach sich, inspiriert Fantasten – und ist bis heute ungelöst. Waren es die indigenen Mansi, Kernwaffentests, der Yeti, Außerirdische? Oder war es doch nur eine Lawine?

1960 – Im Zeichen des Polarfuchses

In der Stadt Örnsköldsvik in Mittelschweden wird die Firma Fjällräven von Åke Nordin gegründet. Er erfindet acht Jahre später mit Hilfe von altem Zeltmaterial das Material G-1000, einen aus 65 Prozent Polyester und 35 Prozent Baumwolle gewebten Stoff. Der Polarfuchs – schwedisch Fjällräven – im Unternehmenslogo erinnert heute mehr denn je an eine jener Tierarten, die durch die Klimakrise am stärksten bedroht sind.

1961 – 1970

1961 – Eiskalte Seilschaft

Vom 6. bis zum 12. März 1961 gelingt die erste Winterbegehung der Eiger-Nordwand. Wie schon bei der Erstbesteigung der Eiger-Nordwand im Sommer 1938 ist es mit Toni Kinshofer, Toni Hiebeler, Walter Almberger und Anderl Mannhardt erneut eine österreichisch-deutsche Seilschaft, die das Bergsteigen nun auch an einer der schwersten Alpenwände erfolgreich in die Wintersaison erweitert.

Auch heute noch ist die Eiger-Nordwand eine der großen Herausforderungen für Kletterer und Alpinisten.

1962 – Frühgeburt

Die Erstbesteigung des Ankogels durch einen Bauern aus der Region jährt sich zum 200. Mal, was aber keine überregionale Beachtung findet. Dabei war der Landwirt mit seinem Gipfelsturm an dem 3263 Meter hohen Gletscherberg in den Hohen Tauern 24 Jahre früher dran als Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard. Deren Erstbesteigung des Mont Blanc 1786 wird heute gerne als Geburtsstunde des Alpinismus gefeiert.

1963 – Wanderpräsident

Der bekannte Wanderer und erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland (1949 – 1959) Theodor Heuss stirbt. Ihm wird der Aphorismus zugeschrieben: »Der Sinn des Reisens ist es, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns ist es, unterwegs zu sein.« Auch gut: Rund um seinen Geburtsort Brackenheim führt heute ein Themenwanderweg auf Heuss’ Spuren unter anderem durch das Anbaugebiet seines Lieblingsweins.

1964 – Was ist wandern?

Mit dem Shishapangma wird auch der letzte, obwohl niedrigste Achttausender bestiegen. Währenddessen ordnet der Alpinschriftsteller und oben genannte Eiger-Nordwand-Winterbegeher Toni Hiebeler (siehe 1961) in einem Leitartikel der Zeitschrift Alpinismus das Wandern in den Kanon des Bergsport ein: »Wandern ist der Ursprung des Bergsteigens, also ist Bergsteigen Wandern.«

1965 – Omega und Alpha

Der großartige italienische Alpinist Walter Bonatti durchsteigt die Matterhorn-Nordwand. Alleine, im Winter, und zwar auf einer neuen Route, die bis heute nur wenige Male wiederholt wurde. Damit verabschiedet er sich vom extremen Bergsteigen und beginnt etwas Neues, mindestens ebenso Reizvolles: Er reist als Fotograf und Reporter um die ganze Welt.

1966 – Klettern vor Millionen

Die britischen Bergsteiger Chris Bonington, Rusty Baillie und Tom Patey besteigen erstmals den Old Man of Hoy, eine senkrechte Felsnadel an der Westküste der schottischen Insel Hoy. Als Bonington und Patey ein Jahr später den Alten Mann erneut besteigen, wird die Aktion von der BBC übertragen – und 15 Millionen Menschen schauen zu.

Lesetipp: Eine Zeitreise durch 100 Jahre HANWAG

1967 – Vor Forrest Gump

Die fast 80-jährige Emma ›Grandma‹ Gatewood (siehe 1955) beginnt im Januar mit ihrer fortan jährlich durchgeführten Sechs-Meilen-Wanderung im Hocking Hills State Park in Ohio – und jedes Jahr folgen ihr mehr Menschen. Bei ihrer letzten Wanderung im Jahr 1973 sind es 2500 Begleiter:innen. Sie ist damit als Vorläuferin einer stetig wachsenden Gemeinschaft 27 Jahre früher dran als der wesentlich berühmtere Forrest Gump.

1968 – Polarfüchse II

Im Februar startet der Brite Walter William ›Wally‹ Herbert gemeinsam mit drei Gefährten die Transarktis-Expedition. Mit Hilfe von Hundeschlitten will er das Nordpolarmeer von Alaska nach Spitzbergen durchqueren und nebenbei auch dem Nordpol einen Besuch abstatten. Da die Abenteurer Frederick Cook und Robert Edwin Peary anfangs des 20. Jahrhunderts den Nordpol nach heutigem Wissensstand wohl nicht erreicht hatten, schaffte es Wally Herbert am 6. April 1969 wohl als erster Mensch zu Fuß bis zum Nordpol – und damit exakt 60 Jahre nach Pearys heute umstrittenen Nordpol-Coup.

1969 – Wandereuropa wächst zusammen

In Onstmettingen, einem Stadtteil von Albstadt in Baden-Württemberg, wird auf Anregung des Bankiers Georg Fahrbach die Europäische Wandervereinigung oder European Ramblers Association gegründet. Die kennt zwar kaum jemand, doch gehören ihr mehrere Dutzend Mitgliedsorganisationen und damit mehr als fünf Millionen Menschen an. Ein Ziel lautet, ein Netz von europäischen Fernwanderwegen zu schaffen.

1970 – Gefährliche Berge IV: Drama am Mount Kenya

Beim Abstieg vom Mount Kenya (5199 m) stürzt der 29-jährige Arzt Gert Judmaier und erleidet in mehr als 5000 Metern Höhe eine offene Unterschenkelfraktur; eigentlich ein Todesurteil. Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten wird der junge Innsbrucker nach einer Woche mit Hilfe seines Kletterpartners Oswald Oelz und der Bergrettung Tirol aus der Wand geborgen – was Reinhold Messner als Regisseur 46 Jahre später verfilmen wird. Im gleichen Jahr kommt der erste Kletter-Sitzgurt auf den Markt.

1971 – 1980

1971 – Quer durch die Alpen

Vier Skitourengeher aus Österreich – Robert Kittl, Klaus Hoi, Hansjörg Farbmacher und Hans Mariacher – starten am 21. März, um die Alpen längs zu durchqueren, von Reichenau an der Rax bis nach Nizza in Südfrankreich. Für die insgesamt 1917 Kilometer und 85.510 Höhenmeter benötigen sie 40 Tage.

1972 – Fernwanderwege-Flut

Das Netz der Fernwanderwege in Europa wird immer dichter. So werden am 2. Juli – unter Federführung der Europäischen Wandervereinigung (siehe 1969) – etwa die Europäischen Fernwanderwege E1 und E5 eröffnet. Letzterer führt von der Pointe du Raz an der französischen Atlantikküste bis nach Verona in Italien, wobei die insgesamt 3200 Kilometer Jahrzehnte später von den meisten Wanderer:inen auf die berühmtesten Etappen zwischen Oberstdorf und Meran eingedampft werden. Im gleichen Jahr wird auch der 180 Kilometer lange GR20 in Korsika aus der Taufe gehoben.

1973 – Reisen für Wanderlust

Die Lust am Bergsteigen und Wandern schlägt sich immer häufiger in der Gründung von Spezialreiseveranstaltern nieder. Vier Jahre nach dem DAV Summit Club und zehn Jahre nach der Alpinschule Innsbruck – heute bekannt unter ASI Reisen – bereichert der Bergsteiger Günter Hauser mit dem Bergreiseunternehmen Hauser Exkursionen den florierenden Markt.

1974 – Über 282 Berge musst du gehen

Hamish Brown gelingt ein neuer Rekord beim Munro-Bagging, dem Besteigen der mehr als 3000 Fuß (914,4 m) hohen Berge in Schottland. Während einer 112 Tage dauernden Wanderung – nur sehr sporadisch nutzt er Fahrrad (241 km) oder Fähre – besteigt Brown vom 4. April bis 24. Juli 289 Gipfel, darunter sämtliche 282 Munros. Er legt dabei 2638 Kilometer und 137.000 Höhenmeter zurück – und benötigt Überlieferungen zufolge drei Paar Schuhe.

Schottland, Heimat der Munros und Sehnsuchtsziele vieler, vor allem britischer Wanderer.

1975 – Mit Stil

Peter Habeler und Reinhold Messner besteigen mit dem Hidden Peak erstmals einen mehr als 8000 Meter hohen Berg im Alpinstil, also quasi so, wie Berge bis dahin nur in den Alpen erklommen wurden: als Zwei-Mann-Seilschaft ohne Flaschensauerstoff, Träger und Fixseile. Berühmter wurden die beiden jedoch durch einen Coup drei Jahre später, als sie den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff bestiegen.

1976 – Der Zeit voraus

Schon Mitte der Siebzigerjahre erlebt die Outdoorbewegung einen Boom, der nach heutigem Stand bis ins neue Jahrtausend anhalten wird. In dem Artikel ›Hiking – in the Wilderness Close to Home‹ der New York Times vom 23. Mai heißt es sinngemäß, dass Backpacking als Sport der Naturburschen eine gewaltige Blüte erlebe. Das liege, so die Vermutung der Zeitung anno 1976, ebenso an der neuen Umweltbewegung wie an der Entwicklung von leichter Wanderausrüstung aus Nylon und Aluminium.

1977 – Ausrüstung, die atmet

Gore-Tex gilt seit vielen Jahren als der Garant für trockene Füße in Bergschuhen.

Die Erfindung eines gewissen Bob Gore sorgt auf dem europäischen Markt für Furore: Mehrere Outdoor-Firmen wie Norrøna oder Mountain Equipment starten die Produktion und Entwicklung von Wanderklamotten mit Gore-Tex. Wenige Jahrzehnte später ist die atmungsaktive Membran aus Polytetrafluorethylen nicht mehr aus der Outdoorbranche wegzudenken – ob Jacken, Hosen und vor allem: Schuhe.

1978 – Alleine auf dem Jakobsweg

Über das gesamte Jahr verteilt erreichen laut der Statistik des Oficina de Acogida al Peregrino insgesamt 13 Pilger das Jakobswegs-Ziel Santiago de Compostela. 20 Jahre später sind es 30.126, vier Jahrzehnte später schon 327.378.

Kaum zu glauben, aber wo heute Massen marschieren, war vor wenigen Jahrzehnten noch kaum jemand unterwegs.

1979 – Der nächste Coup

Ein Jahr nachdem Peter Habeler und Reinhold Messner den Mount Everest als erste Menschen ohne Flaschensauerstoff erreichten, besteigt Messner mit Michael Dacher auch den weltweit zweithöchsten, technisch jedoch wesentlich schwierigen Berg K2 ohne Atemgeräte.

1980 – Schuhe für die Senkrechte

Ein echter Klassiker: HANWAG Kletterschuhe aus den frühen Achtzigerjahren.

Das Spektrum der Bergschuhe in den Sportläden wird immer breiter. Mehrere Hersteller, unter ihnen auch HANWAG, bringen spezielle Kletterschuhe auf den Markt, wobei die Sportartikelfirmen häufig mit Pionieren dieser Sportart – im Falle von HANWAG ist dies beispielsweise Sepp Gschwendtner – kooperieren.

1981 – 1990

1981 – Schneller, höher, schneller

Ueli Bühler durchsteigt die Eiger-Nordwand in acht Stunden. Die Rekordzeit hält allerdings nur ein Jahr lang, ehe ihn der Slowene Franček Knez um zwei Stunden unterbietet. Ein weiteres Jahr später benötigt Thomas Bubendorfer weniger als fünf Stunden. Und im November 2015 wird der Schweizer Ueli Steck mit knapp 2:22:50 nicht einmal halb so lange wie Bubendorf an der 1800-Meter-Wand unterwegs sein.

1982 – Niederlande First

Der Niederländer Johan Taks steht am 3. Oktober als Erster auf dem Changste, einem 7563 Meter hohen Berg nördlich des Mount Everest in Tibet, allerdings ohne offizielle Genehmigung. Er kommt damit dem deutschen, mit Permit ausgestatteten Bergsteiger Udo Zehetleitner elf Tage zuvor.

1983 – Niederlande ganz weit

Er ist Niederländer, Alpinist und Mitglied der HANWAG Sole People: Erfahre mehr über Jeffrey Witter.

Der Pieterpad wird offiziell eröffnet. Der heute 498 Kilometer von Nord nach Süd durch die Niederlande führende Weitwanderweg geht auf eine Idee der Freundinnen Catharina Elisabeth ›Toos‹ Goorhuis-Tjalsma und Lambertha Francina ›Bertje‹ Jens zurück, die ursprünglich ihre beiden Wohnorte Groningen und Tilburg mit einem Wanderweg verbinden wollten.

1984 – Niederländer ganz alleine

Bart Vos schafft es als erster Niederländer auf den Mount Everest und damit auf den höchsten Gipfel der Erde. Jahre später wird der Erfolg seines Alleingangs bis zum Gipfel allerdings von einem anderen Expeditionsteilnehmer angezweifelt. Zuvor war schon Vos’ Alleingang zum Gipfel des Dhaulagiri (8167 m) über dessen Ostwand im Jahr 1996 als Lügengeschichte enttarnt worden.

1985 – Die Emanzipation des Kletterns

Das Klettern hat sich als eigene Sportart endgültig vom klassischen Bergsteigen emanzipiert. Ein Jahr nach dem Symposium ›Bergsteigen – Heute und morgen‹, in dessen Folge sich der Deutsche Alpenverein im Sportklettern engagiert, findet in Bardonecchia im Susatal, Italien, der erste internationale Kletterwettkampf statt.

Nicht immer war Klettern als eigene Sportart akzeptiert. Lange galten die Kletterer sogar als die Freaks des Bergsteigens.

1986 – Rennen statt Wandern

Auf dem West Highland Way, dem ersten, 1980 offiziell eröffneten Wanderweg Schottlands, wird nun auch ein West Highland Way Race durchgeführt. Der Ultramarathon über 154 Kilometer passt voll in die Zeit: Immer mehr Trails, Weitwanderwege und Berge werden im Laufschritt und in Form eines Wettbewerbs in Angriff genommen.  So wird etwa im gleichen Jahr auch der Swiss Alpine Marathon ins Leben gerufen.

1987 – Zweiter!

Der Pole Jerzy Kukuczka steht auf dem Gipfel des Shishapangma und damit als zweiter Mensch nach Reinhold Messner ein Jahr zuvor auf allen 14 Achttausendern. Weil er neun davon über neue Routen und vier davon im Winter bestieg, wird seine alpinistische Leistung von vielen Experten noch höher als jene von Messner eingeschätzt.

1988 – Endlich keimfrei

Laut Chronik des Deutschen Alpenvereins wird in diesem Jahr der Hüttenschlafsack eingeführt. Bekannt wird dazu in den Folgejahren vor allem das Werbeposter mit einem erhaben dreinblickenden Herrn im Matratzenlager, der nicht nur Schlafmütze, Monokel und Fliege trägt, sondern natürlich auch einen Hüttenschlafsack nutzt.

1989 – Start eines Rekordwanderers

Mit Benno Schmidt auf dem Brocken: Dieses Erlebnis hatte Thorsten Hoyer auf seiner Weitwanderung auf dem Grünen Band.

Benno Schmidt, später besser bekannt unter dem Namen Brocken-Benno, steigt kurz nach dem Fall der Berliner Mauer auf den jahrelang gesperrten 1141 Meter hohen Brockengipfel im Grenzgebiet der DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Was er bis dato noch nicht weiß: Es wird nicht das letzte Mal sein.

1990 – Wieder vereint

Der Rennsteig – der älteste, am meisten begangene und wohl auch bekannteste deutsche Weitwanderweg – wird am 28. April anlässlich der ersten deutsch-deutschen Rennsteigwanderung offiziell wieder eröffnet. Da der 170 Kilometer lange Kammweg mehrmals die innerdeutsche Grenze zwischen Thüringen und Bayern überschritt, war er während der deutschen Teilung nicht durchgehend begehbar.

1991 – 2000

1991 – Gefährliche Berge V: Der Ötzi

So wie diese spätere Rekonstruktion könnte der Ötzi ausgesehen haben. Beim Fund der Mumie wusste das freilich noch niemand.

Am 3208 Meter hohen Tisenjoch in den Ötztaler Alpen wird eine 5300 Jahre alte Mumie am Gletscher gefunden, die als Ötzi Weltberühmtheit erlangt. Ötzis Ausrüstung war damals State of the Art. So trug er unter anderem Schuhe aus Leder, Bärenfell und Gras. Nach heutigem Kenntnisstand wurde er wahrscheinlich durch einen Pfeilschuss getötet.

1992 – In die Wildnis

Der US-Amerikaner Christopher McCandless bezieht mitten in Alaska einen ausgedienten Bus und nutzt diesen mehrere Monate lang als Basis für sein Leben in der Wildnis – ehe er dort vermutlich am 18. August stirbt. Einige Jahre später wird ihn Jon Krakauer mit dem biographischen Roman ›Into the Wild‹ weltberühmt machen.

1993 – An der Nase

Die US-Amerikanerin Lynn Hill klettert mit ihrem Seilpartner Brooke Sandahl die heute weltweit wohl berühmteste Kletterroute, ›The Nose‹ am El Capitan im Yosemite-Nationalpark, frei. Die Leistung wird – je nachdem, wie streng man den Begriff ›freie Begehung‹ auslegt – erst 1998 bzw. sogar erst 2005 wiederholt.

1994 – Alpine Trilogie

Innerhalb kürzester Zeit werden die drei schwierigsten alpinen Mehrseillängen-Routen, allesamt im zehnten Schwierigkeitsgrad, erstmals frei geklettert: ›End of Silence‹ in den Berchtesgadener Alpen von Thomas Huber, ›Des Kaisers neue Kleider‹ im Wilden Kaiser von Stefan Glowacz und ›Silbergeier‹ im Rätikon von Beat Kammerlander. Die drei Touren sind das Maß der Kletterdinge und werden als ›Alpine Trilogie‹ bekannt.

1995 – Brocken-Bennos 1000.

Der Brocken-Benno (siehe 1989) aus Wernigerode besteigt den Brocken bereits zum 1000. Mal. Zwei Jahre später wird er erstmals ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen.

1996 – Schwedischer Dauerbrenner

Der schwedische Abenteurer Göran Kropp testet bei seiner Fahrrad-Expedition in den Himalaya mit anschließender Besteigung des Mount Everest den ersten Kocher, der sowohl Gas, Benzin als auch Petroleum verbrennt – den Primus MultiFuel. Einen Vorgänger des Kochers hatten schon Edmund Hillary 1953 am Mount Everest und Roald Amundsen 1911 am Südpol im Gepäck.

Der Schwede Göran Kropp 1996 mit dem ersten Multifuel-Kocher, am Everest. Er war mit dem Rad von Schweden in den Himalaya gefahren, bestieg den Berg ohne künstlichen Sauerstoff – und radelte wieder in seine Heimat zurück.

1997 – Ins Rampenlicht

Am 17. Juli erreicht die noch relativ unbekannte Südkoreanerin Oh Eun-sun mit dem Gasherbrum II erstmals einen Achttausender. 13 Jahre später wird sie als erste Frau sämtliche mehr als 8000 Meter hohen Berge der Welt bestiegen haben – was bei Beobachtern der Szene vor allem wegen der Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff jedoch hart kritisiert wird.

1998 – The Dutch Mountains

Die Nederlandse Klim- en Bergsport Vereniging (zu Deutsch: Niederländische Kletter- und Bergsportvereinigung) geht aus der Zusammenlegung der Koninklijke Nederlandse Alpen Vereniging mit der Nederlandse Bergsport Vereniging hervor. Letztere war zwischen 1949 und 1971 wiederum als Sektion Holland des Österreichischen Alpenvereins bekannt gewesen.

1999 – Europas Wandernetz

Die vor 30 Jahren (siehe 1969) initiierte Ausarbeitung eines Europäischen Wanderwegenetzes hat inzwischen Formen angenommen. Elf Weitwanderwege verbinden auf mehr als 50.000 Kilometern die Völker, Staaten und Regionen Europas und ziehen sich vom Nordkap bis Sizilien und von Galway bis ans Schwarze Meer.

Immer beliebter: Das weite Wandern – gerne auch mit großem Rucksack.

2000 – Gehen gegen die Midlife-Crisis

Der Kanadier Jean Béliveau bricht am 18. August in Montreal zu einer Wanderung auf, die er erst nach elf Jahren, 75.000 Kilometern, 54 Paar verschlissenen Schuhen und 64 besuchten Ländern beenden wird. Als Grund für den Start seines weltumspannenden Marsches werden die Medien dann viele Jahre später, wenn Béliveau eine Weltberühmtheit geworden ist, angeben: die Midlife-Crisis.

2001 – 2010

2001 – Jakobsweg-Saga

Erstaunlich: Das erfolgreichste deutschsprachige Sachbuch der vergangenen 70 Jahre ist im Grunde ein Wanderbuch.

Der deutsche Komiker Hape Kerkeling pilgert auf dem Jakobsweg. Fünf Jahre später wird er seine Erlebnisse in dem Reisebericht ›Ich bin dann mal weg‹ beschreiben. Das Buch verkauft sich mehrere Millionen Mal und belegt fast zwei Jahre lang den ersten Platz der Spiegel-Bestsellerliste. Auch der Anstieg deutscher Pilgerer:innen auf dem Jakobsweg wird unter anderem darauf zurückgeführt.

2002 – Free solo an der Großen Zinne

Alexander Huber klettert free solo, also ohne Seil und sonstige Sicherungen, die legendäre, 500 Meter lange Hasse-Brandler-Route (VIII+) an der Großen Zinne in den Dolomiten. Die Leistung gilt bis heute als Meilenstein des Alpinismus.

2003 – Trend von gestern

Was vor 6000 Jahren als Fortbewegungsmittel diente, ist heute zum trendigen Sportartikel geworden: der Schneeschuh.

Am Gurgler Ferner in den Ötztaler Alpen entdeckt der Kartograf Simone Bartolini bei Vermessungsarbeiten einen vom Gletscher freigegebenen Schneeschuh. Das aus Birkenholz gefertigte Stück soll noch 500 Jahre älter sein als der nur einige Kilometer weiter westlich gefundene Ötzi (siehe 1991).

2004 – Schwedisches Abenteuer I

In der nordschwedischen Provinz Norrbottens län eröffnet der etwas mehr als 100 Kilometer lange Weitwanderweg Dag Hammarskjöldsleden, benannt nach dem ehemaligen UNO-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Dag Hammarskjöld. Er folgt über weite Strecken der ersten Etappe des Kungsleden.

2005 – Schwedisches Abenteuer II

Zum ersten Mal findet das Trekking-Event Fjällräven Classic in Nordschweden statt. Die 110 Kilometer lange Route folgt dem Dag Hammarskjöldsleden (siehe 2004) von Nikkaluokta nach Abisko. Wegen des Erfolgs expandiert die Serie bald in andere Länder, darunter Großbritannien, Deutschland, Dänemark und Korea.

Der Fjällräven Classic – hier auf der schwedischen Originalroute – hat sich zu einem der beliebtesten Wander-Events weltweit entwickelt.

2006 – Schneeschuh-Weltmeisterschaft

Die International Snowshoe Federation (später World Snowshoe Federation) organisiert die ersten Weltmeisterschaften im Schneeschuhgehen am Dachstein-Gletscher in Österreich. Der Italiener Emanuele Manzi gewinnt über die 7,8 Kilometer in 26:41 Minuten; seine Landsfrau Maria Grazia Roberti ist bei den Frauen in 32:26 Minuten am schnellsten.

2007 – Very British

Mit dem Alpine Club in London feiert der älteste Bergsteigerverband der Welt seinen 150. Geburtstag. Der britische Club ist nicht nur ein Indiz, welche Nation einst das Bergsteigen in den Alpen maßgeblich vorantrieb, sondern kann auch als Beweis dienen, welch eine Männerdomäne das Bergsteigen lange war. Erst 1975 verschmolz der Alpine Club mit dem 1907 gegründeten Ladies’ Alpine Club.

2008 – Durch Amerika

Die später unter dem Label ›meistgewanderte Frau der Welt‹ firmierende Weitwanderin Christine Thürmer läuft nach dem Pacific Crest Trail und dem Continental Divide Trail nun auch noch den Appalachian Trail. Die erste Person, die den sogenannten Triple-Crown of Hiking mit insgesamt 12.800 Kilometern schaffte, war allerdings Eric Ryback in den 1970er-Jahren.

2009 – Durchs Karwendel

Der Karwendelmarsch wird nach fast 20-jähriger Pause wieder belebt. Auf einer Strecke von 52 Kilometern sind 2280 Höhenmeter zurückzulegen (Kurzdistanz: 35 km, 1500 hm). Bei seiner Erstauflage zwischen 1969 und 1990 galt der Karwendelmarsch zeitweise als größte Sportveranstaltung Tirols.

2010 – Durch die Welt

Im Mai startet Sarah Marquis ihre Wanderung von Sibirien nach Südaustralien. In den folgenden drei Jahren legt sie rund 20.000 Kilometer zurück, durchquert gemäß ihrer Webseite sechs Länder und die Wüste Gobi, gerät in Sand- und Hagelstürme, wird vorübergehend vom Denguefieber niedergestreckt und setzt auf einem Frachtschiff nach Australien über, wo sie die Reise am 17. Mai 2013 beenden wird.

2011 – 2020

2011 – Achttausender im Herz

25 Jahre nachdem der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner sämtliche Achttausender ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff besteigen konnte, schafft dies mit der Oberösterreicherin Gerlinde Kaltenbrunner auch die erste Frau.

2012 – Kompressorroute frei!

Der 21-jährige Tiroler David Lama klettert zusammen mit Peter Ortner die weltbekannte Kompressorroute am Cerro Torre in Patagonien frei, was heißt: Nur der Stein dient als Halt. Dies galt – wie vieles im Alpinismus – für lange Zeit als unmöglich. Die Route war 1970 vom umstrittenen Erstbesteiger Cesare Maestri in einem Akt der Verzweiflung mit Hilfe eines Kompressors eingebohrt worden.

2013 – Späte Ehre

In Schottland wird erstmals der John-Muir-Tag gefeiert. Der 175 Jahre zuvor geborene, schottisch-US-amerikanische Naturschützer und begeisterte Wanderer war Mitbegründer der 1892 entstandenen Umweltorganisation Sierra Club (Motto: Explore, enjoy and protect the planet) und stand unter anderem Pate für den 350 Kilometer lange John Muir Trail und die John Muir Wilderness in der kalifornischen Sierra Nevada.

2014 – Mit HANWAG auf die Zugspitze

Die Zugspitze ist mit 2962 Metern nicht nur der höchste Berg Deutschlands. Sie ist auch so etwas wie der Hausberg von HANWAG. Mehrere Routen führen auf den Gipfel – von einem langen alpinen Wanderweg bis hin zum Jubiläumsgrat, einer der anspruchsvollsten Touren der Alpen. Seit 2014 lädt HANWAG jedes Jahr Bergbegeisterte aus aller Welt zur HANWAG ALPINE EXPERIENCE und besteigt mit ihnen die Zugspitze auf vier verschiedenen Routen.

Schnee im September: Bei der HANWAG ALPINE EXPERIENCE 2017 empfing die Zugspitze die Teilnehmer mit winterlichen Verhältnissen.

Mehr erfahren: Alles über die HANWAG ALPINE EXPERIENCE

2015 – Bergsteigen am Bildschirm

Das digitale Zeitalter macht auch vor den Bergen und Wanderungen nicht halt. So wandert beispielsweise der Neuseeländer Matt Jenke sieben der Great Walks seines Heimatlandes mit einer 360-Grad-Kamera am Rücken ab, um mit Hilfe von 15 Linsen alle zweieinhalb Sekunden ein Bild aufzunehmen. Dadurch können die Wanderungen fortan per Google Maps selbst von der anderen Seite des Globus’ erkundet werden. Auch mehrere Berge lassen sich mit Hilfe der Virtual-Reality-Aktion #project360 am Bildschirm besteigen.

2016 – Achttausend im Harz

Am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, wandert der Brocken-Benno zum 8000. Mal auf den Gipfel des Brocken im Harz (1141 m). Wer den Achttausender-Rekord für verrückt hält, sollte noch einmal zu den Einträgen der Jahre 2011, 1987, 1984, 1979, 1975, 1964, 1951 oder auch 1924 blättern.

Zum Brockengipfel führt auch eine Bahn für Nostalgiker. Benno Schmidt geht lieber ein paar tausend Mal zu Fuß.

2017 – Auf den Mond klettern

Alex Honnold klettert die fast 1000 Meter lange Route Freerider am El Capitan (9/9+) free solo, was sein Kollege Tommy Caldwell laut National Geographic schlicht als ›Mondlandung des Free-solo-Kletterns‹ bezeichnet. Später wird die Aktion nicht nur verfilmt (wofür es 2019 einen Oscar gibt) – es wird auch festgestellt, dass die Amygdala und damit jener Gehirnbereich, in dem das Angstempfinden sitzt, bei Honnold anders als bei anderen Kletterern funktioniert.

2018 – Schneller, weiter, jünger

Als erste Frau schafft Heather Anderson die Triple Crown of Hiking innerhalb nur eines Jahres (siehe 2008). Sie absolviert die 12.800 Kilometer auf den drei Trails in nur 251 Tagen, marschiert also im Schnitt mehr als 50 Kilometer pro Tag. Fast noch erstaunlicher: Ebenfalls 2018 komplettiert der neunjährige Christian Geiger mit dem letzten Stück des Continental Divide Trails die Triple Crown of Hiking. Angefangen hatte er 2013 auf dem Appalachian Trail – im Alter von fünf.

2019 – Weltkulturerbe Bergsteigen

Die Unesco nimmt den Alpinismus in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf. Er betone die »Werte des Miteinanders und des verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur« heißt es dazu seitens der Unesco. Die Bewerbung hatten Alpenvereine aus Frankreich, Italien und der Schweiz eingereicht.

2020 – Outdoor vs. Corona

Während des Lockdowns wegen der Corona-Pandemie steigt die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten. So wird laut einer Statistik des Deutschen Wanderverbands beispielsweise auf 74 Prozent der Wanderwegen in Deutschland eine »hohe« oder sogar »sehr hohe« Nachfrage registriert. Der Nachteil: In vielen Naherholungsgebieten droht der Verkehrskollaps.

2021 – 2121 Die nächsten 100 Jahre

Die Geschichte geht weiter. Und wir feiern unser 100-jähriges Jubiläum – unter anderem mit der HANWAG Heritage Collection.