Modelljahr: 1979
Wohnort: Cervignano D'adda (Lombardei)
Beruf: Messer Designer & Outdoor Fotograf
Schuhgröße: 44.5
Lieblingslied während des Gehens: Der Klang der Natur
Zu sein wie Indiana Jones! Sich auf den Weg machen, um geheimnisvolle Plätze zu entdecken, aufregende Abenteuer zu erleben und ständig in wilder und unberechenbarer Natur unterwegs sein. So in der Art stellte sich Alex Wander (geb. Alessandro Bassi) als Kind sein Leben als Erwachsener vor. »Damals war ich immer draußen unterwegs und bin durch die umliegenden Wälder gestreift.«
Er wollte lernen, wie man auf sich allein gestellt in der Wildnis überleben kann. Herausfinden, welche Wirkung manche Pflanzen auf andere haben. Was ist giftig, was ist essbar? Ob dafür wirklich ein agrarwissenschaftliches Studium nötig ist …
Heute – 20 Jahre später – würde der umtriebige Norditaliener wahrscheinlich nicht mehr den Weg in Richtung Universität einschlagen. Denn zum Ende seines Studiums wird ihm eines immer klarer: »Mir war unwohl dabei, die Natur im Detail zu studieren, um Pflanzenschutzmittel entwickeln zu können.« Der Gedanke, mit seinem Wissen großen Agrarkonzernen zu helfen, macht ihm zu schaffen.
Kurz vor dem Abschluss schmeißt er sein Studium hin; wird stattdessen professioneller Musiker. Was das mit seiner Leidenschaft für unerforschte Wildnis zu tun hat? Auf den ersten Blick: nicht viel. Doch wann immer möglich, tauscht der bärtige Mailänder die Schlagzeugstöcke gegen seine Survival-Ausrüstung, schnürt seine Trekking-Stiefel und macht sich auf den Weg.
Tage- und nächtelang wandert er durch den wilden und einsamen Norden Italiens, durch Island, Rumänien und Schweden. Erkundet Landschaften abseits bekannter und ausgetretener Pfade. Und baut sich mit einfachen Werkzeugen Lager in einsamer Natur. »Ich habe fast 20 Jahre als Schlagzeuger in Progressive Death Metal Bands gespielt. Aber gleichzeitig immer auch als Berater in der Outdoor-Branche gearbeitet. Dadurch konnte ich viel Wissen und Erfahrung im Bereich Bushcraft und Survival sammeln.«
Vor einigen Jahren entsteht so auch die Idee, mit einem Kollegen individuell angefertigte Jagdmesser und Überlebensmesser zu schmieden. Dass sie mit ihren Werkzeugen ›Made in Milan‹ so großen Erfolg haben würden, davon ist auch Wander zu Beginn überwältigt. In die ganze Welt werden die scharfen Einzelstücke über den Webshop von Wander Tactical versandt.
Die Erklärung für den Erfolg: Wahrscheinlich liegt es an seiner persönlichen Leidenschaft für das ›wilde Leben‹, die ihn zum perfekten Messerdesigner macht. »Schon mein Großvater hat mir beigebracht, mit einem Messer umzugehen.« Bei dem Gedanken an seine Outdoor-Anfänge legt sich ein Grinsen über den Bart. »Auch Ötzi hatte eines dabei! Für mich ist ein Messer wie eine Art Verlängerung des Körpers, die mir in allen erdenklichen Outdoor-Situationen hilft.«
Über die Jahre entwickelt der Norditaliener in zahlreichen Survival-Workshops und in Eigenregie das Mindset und die Skills, richtig auf schwierige Situationen in der Wildnis reagieren zu können. Oder sich mit einfachsten Mitteln ein Lager aus Materialien zu bauen, die ihm die Natur bietet. Aber eigentlich möchte er das, was er tut, gar nicht mit Begriffen benennen oder in Schubladen stecken.
Viel wichtiger ist ihm, dass niemand die Natur und Wildnis als Feind sieht, den man besiegen muss. Für ihn ist sie viel mehr eine Art Therapeutin, die ihm hilft, das mentale Gleichgewicht zu halten. Nach einem langen Arbeitstag in Mailand, der Stadt, in der die Überlebensmesser geschmiedet werden, sehnt er sich nach der puren Einfachheit der Wildnis. Nach der Verbindung zur Erde und zu den Pflanzen.
»Ich versuche, der Natur wie ein Kind zu begegnen: frei, unvoreingenommen und einfach drauflos. Ohne mich an irgendwelche Erwartungen oder vorgegebenen Wege zu halten.« 90% der Zeit ist er dabei allein unterwegs. Oft folgt er Tierspuren: »Als Fotograf habe ich festgestellt, dass man durch Tierspuren meist an einzigartige Plätze gelangt. Das Terrain ist dabei sehr herausfordernd, da am Ende oft etwas Lohnenswertes auf die Tiere wartet.« Tiere brauchen keinen Weg. Und Alex mit der passenden Ausrüstung auch nicht.
Grundvoraussetzung, den kindlichen Forscherdrang zu stillen? »Extrem gutes und zuverlässiges Schuhwerk, mit dem ich einfach querfeldein laufen kann.« Und natürlich die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen. Dann gibt es für den Mann mit der Kamera und dem Messer keine Grenze da draußen.
Messer, Seil, Feuerstahl, Vakuum-Behälter und eine Schutzplane.
Survival bedeutet für mich, die nötigen Kenntnisse zu haben, sich aus einer Notfallsituation zu befreien. Und sich in der Natur auch außerhalb der eigenen Komfortzone wohlzufühlen. Bushcraft ist die Aneignung von Fertigkeiten, die einem erlauben, in der Natur alles zu bauen oder herzustellen, was man in diesem Moment benötigt.
Ich verspürte vor circa sieben Jahren die Notwendigkeit, meine Erinnerungen und Erlebnisse mithilfe einer Kamera festzuhalten. Zuvor nutzte ich zwar auch immer eine Handykamera – jedoch konnte ich mit einer guten Kamera die Essenz dieser Erfahrungen besser kondensieren. Diese Bilder sind wie ein visuelles Tagebuch für mich.
›Lost places‹, also verlassene Orte, haben mich schon als Kind fasziniert. Auch als Erwachsener liebe ich es, diese kleinen, versteckten Orte in der ganzen Welt neu zu entdecken. Dorthin zu wandern, wo fast kein Mensch hingelangt, da die Natur so wild und wuchernd ist und sich schützend um alles legt. Solche Plätze sind heutzutage sehr selten. Es ist das Gefühl von Abenteuer, das mich antreibt. Entdeckungen von ›Lost Places‹ über meine Kanäle zu teilen, ist mir sehr wichtig. Denn ich bin dankbar dafür, dass ich das erleben kann, und weiß, dass es sehr viele Menschen gibt, die ähnliches sehen und erleben möchten – es aber aus unterschiedlichen Gründen nicht können. Ich versuche, durch meine Bilder diesen Menschen zumindest ein Stück weit das Gefühl zu geben, dabei zu sein. Denn: ›sharing is caring‹.