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Thorsten Hoyer ist »verhaltensauffällig«. Diese Charaktereigenschaft attestierte ihm einst der Chefredakteur des Wandermagazins, nachdem er von ihm mit auffällig vielen und durchaus verrückten Zu-Fuß-Geschichten versorgt wurde. »Ich muss raus! So oft es geht«, erklärt Thorsten, Jahrgang 1968, kurz und knapp seinen Bewegungsdrang. »Nach zwei Wochen am Schreibtisch werde ich wirklich unruhig.« Mittlerweile ist der gebürtige Hesse selbst Chefredakteur selbigen Magazins. Sein Weg dorthin war ebenso vielfältig wie die Untergründe und Erdregionen, die er begangen hat. »Ich habe schon immer alles, was ich an Zeit und Geld hatte, verreist.«

Die Entwicklung hin zum leidenschaftlich-professionellen Weit- und Vielwanderer kam allerdings erst nach seinem Ausbildungspensum. Station 1: Kochlehre. Schnell kommt jedoch die Ernüchterung. »Ich hatte in meiner kurzen Kochkarriere vier Chefköche – das waren alles Choleriker.« 1996 beschließt er, Schürze und Kochlöffel – zumindest beruflich – an den Nagel zu hängen und nochmals die Schul- bzw. Studienbank zum – Station 2 – Tourismusbetriebswirt zu drücken. Nach Abschluss beginnt er bei einem Tourismusverband im Bereich Wandern. Eine der ersten drei Zertifizierungen eines deutschen Wanderwegs – des Kellerwaldsteigs in Nordhessen – liegt mit in seinen Händen. Und unter seinen Füßen. Heute ist der Wahl-Erfurter Journalist, Buchautor, Tourismus-Berater und »Wanderer«, wie er sich selbst bezeichnet. Er habe seinen Traumberuf gefunden. »Es ist vielmehr meine Berufung. Ich tue genau das, was ich tun möchte.«

Schlaflos nach Celle

Der Weg zum fast süchtigen Weitwanderer gleicht einer Kurve nach oben. Von seiner ersten Rucksackreise 1988 bis zu den heutigen außergewöhnlichen (manche würden sagen extremen) Wanderprojekten vergehen Jahrzehnte. »Ich habe als Kind keine Sozialisierung erfahren, was das Thema Wandern betraf«, erzählt Thorsten. Anfangs, während des Studiums, sind es die Berge, die es ihm angetan haben. Er nutzt so viele Wochenenden wie möglich, um in die Alpen zu kommen.

Seine Erlebnisse schreibt er nieder, bietet sie Magazinen an. Zu Beginn seien seine Texte »noch grausam« gewesen, dann druckreif. Jenseits des Schreibtischs erwandert er die Welt. Kleiner Auszug? Durch die Regenwälder Tasmaniens, über die Hochebene Tibets, durch die Namib-Wüste, auf den 5600 Meter hohen Elbrus im Kaukasus und in die archaische Bergwelt Albaniens. Den Arctic Circle Trail in Westgrönland bewältigt er – wie viele seiner Wanderprojekte – solo.

»Lange laufen ist noch viel mehr ein mentales, als ein physisches Thema, gerade im Grenzbereich.«

Das isländische Hochland durchquert er gar schlaflos und am Stück – eine seiner Spezialitäten. Wie kommt man dazu? »Irgendwann wollte ich einfach mal ausprobieren, wie weit ich laufen kann, bis wirklich nix mehr geht.« Die initial selbst gesetzte Marke von 150 Kilometern am Stück und ohne Schlaf knackt Thorsten. Und zahlt Lehrgeld. »Dabei habe ich meinen Körper vollkommen überstrapaziert, Sehnen, Gelenke, Blasen – ich konnte wirklich fünf Tage lang kaum laufen.«

Damals habe er sich gesagt, »das machst‘e nie wieder«. Nur um sich nach einiger Zeit selbst zu widersprechen. »Ich habe gelernt, wie ich mit langen Distanzen und auch ohne Schlaf umgehen kann.« Das nächste Zahlenziel: 300 Kilometer laufen. Am Stück. Ohne Schlaf. 2019 schafft er im zweiten Anlauf auch das. Von Bad Oldesloe bei Hamburg bis Celle, 302 Kilometer, in 71,5 Stunden. Im Herbst desselben Jahres folgt der Snowman Trek in Bhutan: 28 Tage, 365 Kilometer und 15.000 Höhenmeter, 26 Zeltnächte (ok, mit Schlaf…) in bis zu 5300 Meter Höhe und 14 Pässe. Fast zwölf Kilogramm Körpergewicht verliert Thorsten auf der Tour.

Nicht einmal ein Jahr später – im September 2020 – absolviert er schließlich seine bislang längste Weitwanderroute: die komplette Begehung des Grünen Bands. 1250 Kilometer entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. »Lange laufen ist noch viel mehr ein mentales, als ein physisches Thema, gerade im Grenzbereich«, sagt er. Bei seinen Schlaflos-Projekten wandere er die erste Nacht ohne Tiefpunkt durch. Aber in der zweiten Nacht in Folge, da komme dann »schon irgendwann der Moment, wo du dir denkst: ›So ein Schwachsinn!‹«. Wie beruhigend. Ankommen wird Thorsten Hoyer wohl nie. Und das ist genau sein Ding.

5 Fragen an Thorsten

Wie viele Kilometer hast Du in Deinem Leben schon wandernd zurückgelegt?

Ich weiß es wirklich nicht. Es müssen aber unglaublich viele sein.

Welches war Deine schönste Tour?

Hach – ich habe schon so viele schöne Touren gemacht … Aber ich denke, die eindrücklichste war bis jetzt der Snowman Trek in Bhutan. (–> Thorstens Tour auf dem Snowman Trek)

Wohin würdest du gerne noch einmal zurückkehren?

Ich war vor einiger Zeit in Ruanda unterwegs. Dorthin würde ich sehr gerne nochmals zurückkehren. Das Land hat mich extrem berührt.

Dein Lieblingssprichwort?

Einfach kann Jeder.

Wenn Du eine Autobiografie schreiben würdest, wie würde der Titel lauten?

»Von Null auf 300.« Warum? Ich bin quasi vaterlos aufgewachsen und hatte keine ganz einfache Kindheit. In der Schule war ich im Sportunterricht derjenige, der als letzter in eine Mannschaft gewählt wurde. Damals gab es Zeiten, da fühlte ich mich wie eine Null. Irgendwann habe ich einen Entschluss gefasst. Ich habe zu mir selbst gefunden – und bin 2019 schließlich 300 Kilometer am Stück gelaufen. Das ist die Auflösung des Zahlenspiels.

Wanderschuh HANWAG Tatra II

Thorstens Lieblings-Schuh: HANWAG Tatra II

»Ich liebe meinen HANWAG Tatra. Mit dem Schuh habe ich schon so viel gemacht und vor allem auch ganz unterschiedliche Dinge. Ich muss auch zugeben, ich bin ein bisschen ein Lederfetischist. Der Tatra war mein allererster HANWAG Schuh – und er hat mich nie, wirklich nie im Stich gelassen.«
(Thorsten Hoyer)

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