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Die Sonne scheint, die nagelneuen Wanderschuhe sind geschnürt, auf zur ersten großen Tour! Aber halt – war da nicht was?
Richtig: das Thema Einlaufen. Unsere Väter und Großväter schwörten darauf – quasi als Feinschliff für die Passform. Und so machten sie mit neuen Wanderschuhen oder Bergstiefeln immer erst eine oder mehrere Trainingstouren fürs Material. Oder sie machten in die Schuhe – kein Witz, mehr dazu später. Aber sind solche Aktionen mit heutigen Schuhen überhaupt noch nötig? Und wenn ja, wie geht man beim Einlaufen am besten vor? Das klären wir in diesem Artikel.
Kleiner Spoiler vorweg: Das Thema ›Wanderschuhe einlaufen‹ ist heute nur noch halb so problematisch wie zu Großvaters Zeiten.
Im Prinzipg geht es beim Einlaufen darum, die Passform von Wanderschuhen oder Bergstiefeln zu optimieren. Wenn man neue Schuhe eine Weile trägt, wird das Material geschmeidiger. Das geschieht durch die Wärme Deiner Füße, aber auch durch Feuchtigkeit und die Belastung beim Gehen. Im Idealfall passt sich das Material dauerhaft an Deine Füße an.
Dabei spielt es keine Rolle, ob das Innenfutter aus Leder oder Textil besteht. Auch das von Natur aus anschmiegsamere Leder passt sich beim Einlaufen immer besser an die Fußform an.
Allerdings muss man auch sagen: Wanderstiefel einzulaufen bringt nur das letzte Quäntchen Feinanpassung. Die Schuhe sollten schon beim Kauf so gut wie möglich sitzen. Wenn ein Schuh einfach nicht passt oder die Größe nicht stimmt, dann nützt auch tagelanges Einlaufen der Wanderstiefel nichts. Das heißt auch: Je besser der Schuh gleich zu Beginn passt, desto geringer der Aufwand fürs Einlaufen.
Das Einlaufen von Wanderschuhen konnte früher zur Tortur werden. Dickes, derbes Leder, wenig Polsterung im Schuh und eine sehr steife Konstruktion machten die Angelegenheit oft schmerzhaft. Das hat sich glücklicherweise geändert. »Viele unserer heutigen Modelle müssen nur noch kurz oder auch gar nicht mehr eingelaufen werden«, erklärt Andreas Settele, Leiter der Schuhentwicklung bei HANWAG.
Trotzdem ist das Einlaufen bei manchen Schuhtypen sinnvoll – vor allem bei Bergstiefeln fürs Hochgebirge. Als Faustregel gilt: Je steifer und stabiler ein Schuh ist, desto ausführlicher sollte er vor der ersten großen Tour eingelaufen werden.
»Mit einem halbsteigeisenfesten Bergstiefel oder gar einem Hochtourenschuh würde ich nicht direkt aus dem Geschäft auf einen Viertausender steigen«, erklärt Andreas Settele. Gerade bei schweren Bergstiefeln lohnt sich das schrittweise Einlaufen. Denn die steife, kompakte Konstruktion solcher Alpinmodelle passt sich dem Fuß nicht so schnell und leicht an wie weichere Wander- oder Trek Light Schuhe.
Die heutigen Wander- und Trek Light Schuhe sind so flexibel und gut gepolstert, dass Du mit ihnen von Anfang an auch längere Touren machen kannst. Zumindest, wenn Du keine stark vom Standard abweichende Fußform hast.
Wichtig ist, dass man nicht von Null auf Hundert geht. Also nicht gleich mit fabrikneuen Schuhen auf eine mehrtägige Trekkingtour. Vielmehr solltest Du Deine Wanderschuhe Schritt für Schritt einlaufen. Theoretisch kannst Du damit zu Hause beginnen, etwa bei der Gartenarbeit. Eine Steigerung wären Spaziergänge in der näheren Umgebung. Danach folgen ein oder zwei kurze Hikes – bevor Du dann die erste längere Tagestour in Angriff nimmst.
Zum Einlaufen eignet sich Gelände mit wechselndem Untergrund. Auch ein Wechsel zwischen Trockenheit und Nässe erleichtert das Einlaufen. Der Grund: Bei unterschiedlichen Bedingungen variiert auch die Belastung des Materials. Feuchtigkeit macht das Leder geschmeidiger. Also beim Einlaufen der Wanderschuhe ruhig mal durchs Wasser stapfen. Danach die Schuhe richtig trocknen lassen.
Tipp: Experimentiere beim Einlaufen der Wanderschuhe mit unterschiedlich fester Schnürung und unterschiedlichen Schnürtechniken. So bekommst Du ein Gespür dafür, wie Du später auf langen Touren die Passform variieren kannst.
Zum Einlaufen der Wanderschuhe trägst Du am besten die gleichen Wandersocken wie später bei Deinen großen Touren. Denn die Dicke des Materials und die Art der Fasern können die Passform und den Tragekomfort spürbar beeinflussen.
Wenn Du beim Einlaufen Probleme hast, probieren beim nächsten Mal ruhig andere Socken aus. Oder nimm sogar ein zweites Paar Socken zur Einlauftour mit, um den Unterschied zu spüren. Natürlich muss auch die Größe der Socken passen. Bevor Du in den Schuh schlüpfst, solltest Du die Socken glatt ziehen, damit sie keine Falten bilden, die später zu Blasen führen können.
Bitte nicht in die Schuhe pinkeln! Das schadet dem Leder mehr, als es hilft.
Zum Thema ›Neue Wanderschuhe einlaufen‹ halten sich hartnäckig einige Mythen. Hier zwei Dinge, die man beim Einlaufen und im Sinne einer optimalen Passform vermeiden sollte:
Mit den oben genannten Tipps sollte Dir das Einlaufen von Wanderschuhen gut gelingen. Aber was kannst Du tun, wenn es auch nach mehreren Einlauftouren noch unangenehm zwickt und zwackt? Dann solltest Du die Passform Deiner Schuhe noch einmal grundsätzlich überprüfen und gegebenenfalls anpassen lassen.
Einen etwas zu engen Schuh kann man mit einem größeren Leisten etwas weiten. Das strapaziert allerdings das Material. Die Folge: Der Schuh kann schneller verschleißen. Bei leicht zu großen Schuhen können dünne Spacer-Sohlen unter der Innensohle oder ein Fersenkeil das Volumen reduzieren.
Bei solchen Anpassungen hilft Dir Dein HANWAG Fachhändler. Oder wende Dich direkt an den HANWAG Kundenservice.
Somit bist Du gut gerüstet für die ersten Schritte in Deinen neuen Wanderschuhen. Wir wünschen Dir viel Spaß, soweit die Füße tragen!