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Mit einem Hirtenstock in der Hand streift Katharina Krepold über die Almwiesen in den Schweizer Alpen. Sie sucht ihre rund 100 Kühe, um sie zum Melken zurück in den Stall der Almhütte zu treiben. »Ich bin hier dem Himmel so nah und doch mit den Füßen fest verwurzelt«, beschreibt die 33-Jährige ihr Lebensgefühl als Älplerin; so werden Sennerinnen in der Schweiz genannt (siehe auch das Glossar weiter unten). »Ich bin mit dieser Arbeit der Natur total ausgeliefert. Egal ob es gewittert, regnet oder schneit, wir müssen raus. Das sind aber auch die Momente, wo ich merke, wie schön es ist, am Leben zu sein.«
Seit 14 Jahren bewirtschaftet Katharina wechselnde Alpen im Ostschweizer Kanton Graubünden. Längst hat sie Routine im Melken oder Käsemachen und nimmt wie selbstverständlich auch ihre beiden Kinder (2 und 3 Jahre alt) mit auf die Alp. Angefangen hat es für die gelernte Industriemechanikerin und Betriebswirtin mit einem Traum, den immer mehr Menschen teilen: dem Traum von einem Sommer in den Bergen, vom Arbeiten auf der Alm und von einem sinnstiftenden Job im Einklang mit der Natur.
In diesem Artikel klären wir mit Katharina, wie dieser Traum wahr werden kann – und was Du beachten solltest, wenn Du auch einmal auf einer Alm oder in einer Berghütte arbeiten möchtest.
Katharina Krepold ist nicht nur Wahl-Älplerin, sondern gehört auch zum Team der HANWAG Sole People. Mehr über ihr Leben in den Bergen und ihre Schuh-Auswahl für die Almarbeit findest Du auf Katharinas Themenseite.
Ob in der Schweiz, Österreich, Südtirol oder den deutschen Alpen: Engagierte Arbeitskräfte sind gesucht. Dabei lassen sich die möglichen Arbeitsbereiche in drei Kategorien unterscheiden:
»Almbetriebe suchen jedes Jahr nach engagierten Helferinnen und Helfern«, berichtet Katharina. »Die Bandbreite der angebotenen Tätigkeiten ist riesig. Es gibt Almjobs für Neueinsteiger wie auch spezifische Tätigkeiten, für die Vorkenntnisse etwa in der Landwirtschaft oder in der Gastronomie erforderlich sind. Einen guten Überblick erhält man, wenn man sich auf den spezifischen Jobbörsen umschaut.« (siehe unten)
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Die Saison für Almjobs reicht meist von Mai/Juni bis September/Oktober. Im Frühsommer werden die Tiere aus dem Tal auf die Almen getrieben. Der Almabtrieb im frühen Herbst ist dann ein Highlight, bei dem die ganze Talgemeinde mitfeiert. »Mir kommen da jedes Mal die Tränen«, schwärmt Katharina vom Alp-Abtrieb. Dieser Zeitraum deckt sich in etwa auch mit der Wandersaison im Gebirge. Deshalb suchen auch die meisten bewirtschafteten Almen Arbeitskräfte von Frühsommer bis Herbst.
Wichtig: Die Stellen sind begehrt und werden deshalb oft schon im Winter vergeben. Wer also erst im Mai nach einem Almhütten-Job sucht, kommt oft erst im nächsten Jahr zum Zug.
Stichwort Hüttenhygiene: »Auf den Alpen, die ich betreut habe, gab es immer Dusche mit Warmwasser und eine anständige Toilette«, berichtet Katharina. »Sogar Spülmaschine und Wäschetrockner habe ich schon erlebt. Wenn man möchte, findet man aber auch spartanisch ausgestattete Almen mit Plumpsklo und nur kalt Wasser.«
Die Arbeitszeiten und -dauer können stark variieren, abhängig von der jeweiligen Alm, der Art der Arbeit und den spezifischen Anforderungen der Almbewirtschaftung.
»Die gewünschte Dauer eines Almjobs hängt auch davon ab, wie gut man ihn in das normale Leben integrieren kann«, betont Katharina. »Bekomme ich in meinem regulären Job eine Auszeit für die Arbeit auf der Alm? Was mache ich in der Zeit mit Kindern oder Haustieren? Kann ich meine heimischen Fixkosten für die Zeit auf der Alm reduzieren? Solche Fragen muss man sich vor einer Tätigkeit auf der Alm überlegen und beantworten können.«
»Unabhängig von der Art der Arbeit und eventuellen Vorkenntnissen ist Arbeiten auf der Alm kein Zuckerschlecken«, sagt Katharina. »Um 4 Uhr aufstehen, harte körperliche Arbeit und bis zu 2000 Höhenmeter pro Tag gehören nicht nur bei meiner Arbeit mit dazu.« Katharina verarbeitet auf ihrer Alpe jeden Tag ca. 1200 Liter Milch und wuchtet bis zu 3600 Kilogramm Käse pro Tag. »Ich kann nur dazu raten, sich über die Arbeit auf der Alm oder in einer Berghütte keine Illusionen zu machen«, rät Katharina. »Denn sowohl für die Helfer:innen als auch für die Hüttenwirte oder Bergbauern-Familien ist nichts frustrierender, als wenn die Saisonarbeiter:innen vorzeitig hinschmeißen.«
Deshalb empfiehlt Katharina ein persönliches Vorstellungsgespräch vor Ort. »So erhält man einen realistischen Eindruck von der zu erledigenden Arbeit und kann auch gleich testen, ob man menschlich zusammenpasst, sollte man gemeinsam den Sommer auf der Alm verbringen.«
Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Voraussetzungen. »Es gibt Momente von unbeschreiblichem Glück, von einem traumhaften Sonnenuntergang in den Bergen bis hin zu erfüllenden Momenten mit den Tieren oder anderen Menschen«, schwärmt Katharina. »Aber die Arbeit auf der Alm ist auch mental anstrengend. Es geht immer auch mal etwas schief. Und es ist sicher nicht jedermanns oder jederfraus Sache, tagelang keine Menschenseele zu sehen oder mit anderen Almbewohnern auf engem Raum zusammenzusitzen.«
Unterm Strich aber überwiegen für Katharina die schönen Momente: »Ich bin nirgends so oft bei mir selbst wie auf der Alp.«
»Der robuste HANWAG Sirius II Lady GTX gibt mir Trittsicherheit und den nötigen Halt und Schutz für meine Füße, wenn ich auf den steilen und unwegsamen Berghängen unterwegs bin. Ich brauche wirklich stabile Schuhe, wenn ich mal wieder einer ausgebüchsten Kuh hinterher steige. Gleichzeitig müssen die Schuhe bequem sein, damit ich sie den ganzen Arbeitstag lang tragen kann. Der HANWAG Grünten Lady ist wiederum mein Liebling als Allrounder – und passt auch perfekt zu einem Dirndl; hier trifft Style auf Tradition.«
Stichwort Arbeitsrecht: EU-Bürger:innen können in anderen EU-Ländern ohne Arbeitsgenehmigung eine Stelle annehmen. Ähnlich einfach gestaltet es sich bei kurzen (bis zu 3 Monate) Einsätzen in der Schweiz. Interessenten sollten sich jedoch vorab informieren, etwa bei der Schweizer Eidgenossenschaft.
Die Löhne für Almwirtschafts-Jobs sind in der Regel sehr niedrig. Immerhin: Professionell bewirtschaftete Almen zahlen oft Gastronomie-Löhne – im Gegenzug für entsprechend professionelle Arbeit als Servicekraft oder in der Küche.
Manche Alm-Stellen werden gar nicht bezahlt. Als Gegenleistung für die Freiwilligenarbeit lockt dann nur freie Kost und Logis. Und wer wie Katharina im Alleingang eine Alm betreibt, muss sich in der Regel auch selbst um die eigene Versorgung kümmern, heißt: Lebensmittel im Tal kaufen und auf die Alm bringen.
Katharina fasst es so zusammen: »Wie auch immer die Vergütung im Einzelfall aussieht, man wird durch Arbeit auf der Alm nicht reich. Einen Job auf der Alm macht man wegen des Erlebnisses und wegen der persönlichen Entwicklung, nicht aber primär wegen des Geldes.«
4 Uhr: Aufstehen, Kühe in den Stall holen, melken, Stall säuber und Kühe wieder austreiben.
6 Uhr: In die Käserei zum Käseschmieren, Buttern und um Milch zum Käsen vorbereiten.
9 Uhr: Frühstück.
10 Uhr: Käseauszug, das bedeutet: die Masse aus dem Kessel nehmen, pressen und in Formen legen.
11 Uhr: Wieder Käse schmieren, Buttern, Käse in Formen mehrmals täglich wenden.
13 Uhr: Mittagessen mit den Kindern und Mittagspause.
14.30 Uhr: Kühe von der Tagweide in den Stall treiben und erneut melken.
18.30 Uhr: Stall säubern, Kühe raustreiben, in der Sennerei die Milch runterkühlen. Nicht zu vergessen: die Schweine füttern.
20 Uhr: Abendessen und Kinder ins Bett bringen.
21 Uhr: Letzte Arbeiten in der Sennerei.
22 Uhr: Ab ins Bett.
»Der größte Spaßkiller sind unrealistische Erwartungen«, sagt Katharina. »Ja, die Arbeit ist erfüllend und bereitet wunderschöne Momente. Aber man muss dafür auch viel Mühe und Entbehrungen auf sich nehmen. Auf manchen Almen gibt es kein fließendes Wasser und das bisschen Strom aus dem Solarpanel reicht gerade so für elektrisches Licht. Und spontan mit Freunden ins Kino gehen, das geht halt nicht, wenn man auf der Alm wohnt. Dafür hat man dort die Natur vor der Tür – für mich das beste Kino überhaupt.«
… man geht nicht mit Illusionen an die Sache heran, denn sonst kann der Traum an der Wirklichkeit zerschellen.
»Man kommt beim Arbeiten auf der Alm auf jeden Fall an seine Grenzen«, fasst Katharina ihre Erfahrung zusammen. »Aber genau das macht die Sache auch so interessant, weil man an der Arbeit und den Lebensumständen wachsen kann. Durch den vorgegebenen Tagesablauf merkt man, mit wie wenig Konsum man eigentlich auskommt. Diesen Verzicht empfinde ich als Bereicherung. Aber man muss es auch wirklich wollen, 24/7 bei der Sache zu sein und viel zu arbeiten.«