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Der Tatra Sherpa Stevo Bačkor trägt beim Träger-Rennen die 60 Kilo schwere Kraxe einen steilen, felsigen Wanderweg hinauf.

Stevo Bačkor hat einen schweren Brocken zu tragen. So schwer, dass unnötige Worte hinter zusammengepressten Lippen stecken bleiben. Anspannung und Konzentration zeichnen zusätzliche Falten in sein von Wind und Sonne gegerbtes Gesicht.

Stevo ist Mitglied der HANWAG Sole People und ein Tatra Sherpa. So nennen sich die Lastenträger und -trägerinnen im Grenzgebirge zwischen Polen und der Slowakei in Anlehnung an ihre nepalesischen ›Kollegen‹. Öfen, Lebensmittel und Bierfässer wandern auf ihren Rücken zu abgelegenen Berghütten in der Hohen Tatra. Unterstützung durch Helikopter gibt es selten: Schroffes Gelände, wechselhaftes Wetter und ein als Nationalpark ausgewiesenes Gebiet machen es fast unmöglich, moderne Technik einzusetzen. Sherpa-Schultern sind die wetterunabhängige Lösung.

An diesem Tag zeigt die Hohe Tatra auf der slowakischen Südseite des Gebirges ihr spätherbstliches Gesicht: kühle Luft, warme Sonnenstrahlen, rötliche Blätter im Kontrast zu verschneiten Felsen. Auf Stevos Rücken lasten gerade 60 Kilogramm in Form einer vollbeladen Holzkraxe. Doch das heute ist kein Arbeitseinsatz für Stevo – sondern der Höhepunkt des Jahres, ein Saison-Abschluss, bei dem nicht nur der Schweiß fließt …

Im Video: Auf Sherpa-Tour mit Stevo in der Hohen Tatra

Möchtest Du mehr über Stevo erfahren? Dann lies hier ein ausführliches Porträt.

Jedes Jahr kommen die gut 60 Lastenträgerinnen und Lastenträger zusammen, um bei einem Wettkampf ihre Kräfte zu messen und einen gelungenen Sommer ohne Verluste zu feiern: die Tatra Sherpa Rallye. Der Wettbewerb hat Tradition. Vor fast 40 Jahren rief der Tatra Sherpa und Hüttenwirt der Chata pod Rysmi, Viktor Beránek, die Rallye ins Leben. Eine derartige Veranstaltung sollte die Menschen – egal ob Sherpa, Wirte oder Anwohner – näher zusammenbringen.

»In kritischen Situationen am Berg müssen sich die Menschen kennen und einander vertrauen können«, erklärt der anwesende Initiator. »Außerdem kommt durch die Rallye jedes Jahr eine Hütte in den Genuss, vor dem Winter mit ausreichend Material versorgt zu werden. Quasi umsonst.«

Viktor Beránek (2.v.l.) war Initiator der Rallye und ist weiterhin jedes Jahr mit dabei.

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Am Warenlager nahe des slowakischen Gebirgs-Kurorts Starý Smokovec haben sich um 8 Uhr bereits Dutzende Träger am Startpunkt versammelt. Viele von ihnen hatten eine weite Anreise. Hände werden geschüttelt, Erfahrungen ausgetauscht und die Holzkraxen pingelig genau auf ihren großen Einsatz vorbereitet. Jeder Teilnehmer belädt seine Kraxe mit genau 60 Kilogramm, jede Teilnehmerin mit 20 Kilogramm. So treten sie gegeneinander an. Das Ziel: die auf 1960 Metern gelegene Zbojnícka Chata, die ›Räuber-Hütte‹.

HANWAG unterstützt die Tatra Sherpas und stattet die etwa 60 Trägerinnen und Träger in der Slowakei mit Schuhen aus.

Packen will gelernt sein, das weiß Stevo aus Erfahrung. »Jeder Träger hat seine eigene Packtechnik. Bei mir muss das schwerste Teil weit über den Kopf reichen, damit keine Last auf den Hüften liegt.« Heute überragt der Bierfass-Turm den 1,79-Mann um mindestens einen Meter. Während bei normalen Einsätzen jeder Sherpa – je nach Bestellliste des Hüttenwirts – ein anderes Gewicht zu schultern hat, wird bei der Rallye das Gewicht der Teilnehmer auf das Gramm genau abgemessen. So geht jeder mit den gleichen Voraussetzungen an die Ziellinie.

Der Startschuss fällt, die angespannten Körper durchfährt ein Ruck. Der steile Pfad führt durch bunt gefärbten Mischwald. Doch für die Schönheit der Natur hat niemand ein Auge. Die leuchtenden Blätter am Boden sind mehr rutschiges Hindernis als Hingucker – jeder Schritt muss sitzen, denn auszurutschen mit 60 Kilo am Rücken wäre fatal. Volle Konzentration steht den Männern und Frauen ins Gesicht geschrieben.

Schon nach knapp eineinhalb Stunden erscheint der erste Teilnehmer hinter einem massiven Felsen etwa 50 Meter unterhalb der Hütte. Knapp hinter ihm drei weitere Kandidaten mit roten Köpfen. Nach vorne gelehnt, aufrecht, mit Stecken – jeder hat seine eigene Technik, um mit der Last umzugehen.

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Doppelt so schnell wie normale Wanderer

Umso näher die wackelnden Fässer samt Träger kommen, desto lauter werden die Anfeuerungsrufe der Zuschauer. Kuhglocken und Tröten begleiten die schwitzenden Körper auf den letzten Metern. Stramme Oberschenkel und zielgerichteter Blick – ohne mit einer Wimper zu zucken schreitet Braňo Karafa als Erster über die Ziellinie. 1 Stunde, 31 Minuten und 1 Sekunde zeigt die Stoppuhr an. Drei Stunden brauchen die meisten ›normalen‹ Wanderer laut den Wegweisern für die knapp 700 Höhenmeter zur Hütte.

Nur kurz hat der Sieger Zeit, den Atem wiederzufinden, bevor er ein Glas Bier in die Hand gedrückt bekommt. Flüssiger Glückwunsch, den er sich mehr als verdient hat – immerhin hat er soeben fast 60 Liter Nachschub beim Hüttenwirt abgeliefert.

Auch Stevo hat es ins Ziel geschafft. Dieses Mal zwar nicht als Erster, doch nicht weniger erleichtert und glücklich. Die Teilnehmer stoßen auf die diesjährige Rallye, die vergangene Saison und ihre Arbeit als Sherpa in der Hohen Tatra an. Die Party kann beginnen. Fast könnte man meinen, dass der eigentliche Wettkampf nur Nebensache war. Nämlich ein Vorwand für eine große Feier.

Bei der Siegerehrung besinnen sich die Organisatoren und Sherpa jedoch wieder auf die ursprüngliche Idee der Rallye: Dank geht an alle Unterstützer und die engagierten Teilnehmer, welche die Zbojnícka Chata Hütte nun mit ein paar hundert Kilogramm Lebensmittel und Bier fit für die anstehende Wintersaison gemacht haben.

Freistellerfoto des Trekkingstiefels Hanwag Tatra II

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