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HANWAG fertigt seine Schuhe ausschließlich in Europa – mit Materialien, die ebenfalls aus Europa kommen. Welche Vorteile das für die Kund:innen und in Sachen Nachhaltigkeit hat, erklärt der Produktionsleiter Stefan Jerg im Interview.

Zur Person: In seiner Heimatstadt Donaueschingen (Schwarzwald) ist Stefan Jerg zunächst beim Kinderschuh-Hersteller Ricosta Karriere aufgestiegen – vom Schuhfertiger bis hin zum Produktionschef mit Abschluss als Technischer Betriebswirt. Seit 2015 arbeitet der heute 50-Jährige bei HANWAG als Head of Production & Purchase / Deputy Managing Director.

Stefan, was genau heißt ›Made in Europe‹? Wo werden Eure Schuhe produziert?

Neben unserem Stammwerk im bayerischen Vierkirchen haben wir Produktionsstätten in Kroatien, Ungarn, Bosnien und Herzegowina sowie in Baden-Württemberg. Für unser jüngstes Modell, den HANWAG Blueridge, sind Produktionsstätten in Rumänien und Serbien hinzugekommen. Denn beim Blueridge arbeiten wir mit einer neuen Technologie. (–> Mehr erfahren: Unsere Macharten)

Warum ist die Produktion auf so viele Standorte verteilt? Könnte man sich nicht Transportwege sparen, wenn alles an einem Ort produziert würde?

Zum Einen würden wir an nur einem Standort nicht genügend Arbeitskräfte für die komplette Produktion finden. Zum Zweiten verteilen wir so auch Risiken. Stell Dir vor, unsere einzige Produktionsstätte würde abbrennen …

»Die Hauptvorteile von ›Made in Europe‹ sind Qualität, Zuverlässigkeit, bessere Planbarkeit und Nachhaltigkeit.«

Stefan Jerg, Head of Production & Purchase bei HANWAG

Warum produziert Ihr ausschließlich in Europa? Viele andere Schuhhersteller lassen ja hauptsächlich in Asien fertigen.

Als Vorteil Nummer eins würde ich die Aspekte Qualität, Zuverlässigkeit und bessere Planbarkeit nennen. In Europa finden wir gut ausgebildetes Fachpersonal mit Erfahrung im Schuhmacher-Handwerk. Diese Menschen sind unser wichtigstes Potenzial! Und sollten doch mal Probleme auftreten, kann ich oder jemand aus meinem Team innerhalb von sechs Stunden an jedem unserer Standorte sein und mit unseren Partnern vor Ort das Problem lösen. Dabei profitieren wir auch von langjährigen Beziehungen. Mit Ungarn und Kroatien zum Beispiel arbeiten wir seit Jahrzehnten zusammen.

Vorteil Nummer zwei ist die Nachhaltigkeit. Allen voran die kurzen Transportwege verglichen mit einer Produktion in Asien. Dadurch sparen wir unter anderem klimaschädliche Emissionen ein. Ich sage immer, ein HANWAG Schuh soll nicht weiter schwimmen, als er später laufen wird.

Komm mit auf den ›Made in Europe‹-Roadtrip

Wir zeigen Dir die HANWAG Produktionsstätten in Europa. Dabei lernst Du viel über Schuhproduktion. Und an jedem Standort stellen wir Dir Mitarbeiter:innen näher vor.

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Aber macht das die Produktion Eurer Schuhe nicht teurer?

In unseren Produktionsstätten verdienen die Mitarbeiter:innen deutlich über den gesetzlichen Mindestlöhnen. In Asien hätten wir vermutlich einen geringeren Lohnanteil. Aber dem stehen ja die Vorteile von ›Made in Europe‹ entgegen, die ich gerade skizziert habe. Und es gibt weitere Vorteile, die am Ende auch für die Kund:innen ganz konkret greifbar werden. So haben manche Schuhhersteller, die in Asien fertigen, in Folge der Corona-Pandemie massive Lieferschwierigkeiten. Wir sind davon weniger betroffen.

»Auch unsere Materialien kommen aus Europa – vom Leder bis hin zu den Schnürbändern.«

Stefan Jerg, Head of Production & Purchase bei HANWAG

Die Lieferkette beginnt ja aber schon früher, bei den Materialien …

Unsere Materialien kommen ebenfalls fast ausschließlich aus Europa. Vom Leder über die Sohlen bis hin zu Kleinteilen wie etwa die Schnürbänder. (–> Mehr erfahren: Das Naturmaterial Leder) Auch hier arbeiten wir großteils seit Jahrzehnten mit denselben Lieferanten zusammen. Letztlich hat das die gleichen Vorteile wie bei der Produktion: Qualität, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit. Ich weiß zum Beispiel genau, wie unsere Gerbereien in Deutschland und Kroatien arbeiten. Für Gerbereien in Asien würde ich meine Hand nicht so schnell ins Feuer legen, was die Einhaltung von Umweltstandards und die Herkunft der Tierhäute anbelangt.

Handmade in Europe: Eine Mitarbeiterin der HANWAG Produktion in Baden-Württemberg verpackt zwiegenähte Stiefel.

Welche Zukunft siehst Du für ›Made in Europe‹?

Wir sind eine europäische Marke und werden in Europa produzieren, solange es ökologisch sinnvoll und ökonomisch machbar ist. Damit das Modell auch langfristig eine Zukunft hat, müssen die Löhne an unseren Produktionsstandorten steigen. Sonst werden wir uns schwer tun, etwa in Ungarn oder Kroatien ausreichend geeignetes Personal zu finden. Dazu gehört dann aber auch, dass die Kund:innen bereit sind, ein solches Produkt zu bezahlen. Alle reden von Nachhaltigkeit. Ein HANWAG Schuh ist nicht nur ›Made in Europe‹, sondern auch sehr langlebig. Und durch das Wiederbesohlen lässt sich die Nutzungs- und Tragezeit weiter verlängern. (–> Mehr erfahren: Alles über Wiederbesohlung)

»Ich empfinde HANWAG als eine große europäische Familie.«

Stefan Jerg, Head of Production & Purchase bei HANWAG

Wie würdest Du das Verhältnis zu den Mitarbeiter:innen Eurer Produktionsstätten beschreiben?

Über die Jahre und Jahrzehnte der Zusammenarbeit sind wir auch menschlich zusammengewachsen. Da spricht man nicht nur über Zahlen, sondern geht abends auch ein Glas Wein zusammen trinken. Wir haben dieselbe Verantwortung für die Mitarbeiter:innen, die in Ungarn oder Kroatien an der Nähmaschine sitzen, wie für unsere Leute hier in Vierkirchen. Und so gehen wir auch mit ihnen um. Ich empfinde HANWAG als eine große europäische Familie.

Im Video: So läuft unsere Schuhproduktion

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