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Endlich raus – durch Wälder streifen, über aussichtsreiche Grate wandeln, großartiges Gipfelpanorama genießen. Da tanzt die Seele. Doch für die Füße können selbst zauberhafte Traumpfade zur Tortur werden. Oft sind schmerzhafte Blasen der Grund. Und dann dauert es oft nicht lange, bis auch die Hochstimmung sinkt.
Doch das muss nicht sein. Wenn Deine Schuhe gut sitzen und Du die Füße sauber und trocken hältst, sollten Blasen eher Ausnahme als Tourenalltag sein.
Wohl jeder Wanderer hat es schon mal erlebt: Anfangs ist es nur ein gelegentliches, leichtes Scheuern und Brennen. Dann wird es zu einem kaum noch ignorierbaren Schmerz. Öffnet man den Schuh und zieht die Socke vom Fuß, prangt da eine dicke Wasserblase am Fuß. Autsch! Wie entstehen die Dinger?
Die menschliche Haut besteht aus drei Schichten: Oberhaut, darunter die Lederhaut. Eine weitere Schicht tiefer sitzt das Unterhautfettgewebe. Durch Reibung im Schuh entstehen Scherkräfte zwischen diesen Hautschichten. Die führen zu Reizungen des Gewebes. Dabei tritt eine wässrige Wundflüssigkeit zwischen Oberhaut und Lederhaut aus. Sie soll die irritierten Hautpartien schützen.
Erste Anzeichen einer Blasenbildung wie eine leichte Rötung und leichten Schmerz solltest Du nicht ignorieren – zumindest nicht, wenn Du noch ein paar Stunden oder gar Tage Weg vor Dir hast. Stattdessen solltest Du versuchen, die Reibung zu reduzieren. Denn reibt der Schuh weiter am Fuß, kann es sein, dass sich die Blase noch stärker mit Sekret füllt, immer dicker wird und schließlich aufplatzt.
Durch intensive weitere Reibung können sogar kleine Blutgefäße Schaden nehmen. Dann füllt sich die Blase zusätzlich mit Blut.
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Blasen können sich aus vielfältigen Gründen bilden:
Nicht selten ist es schlicht und einfach die Feuchtigkeit, die im Schuh durch den eigenen Schweiß entsteht. Jeder kennt den Badewannen-Effekt: Ist die Haut eine Weile lang starker Feuchtigkeit ausgesetzt, wird sie weich, schrumpelig und sehr sensibel – ideale Voraussetzungen für Blasen. Steile An- oder Abstiege und ein schwerer Rucksack steigern die Blasengefahr noch. Denn die Belastung der Füße und die Reibungskräfte sind dann noch höher.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Mit entsprechendem Know-how und bewährten Vorsichtsmaßnahmen bestehen gute Chancen, Blasen zu vermeiden. Grundvoraussetzung: Die Schuhe sollten von Anfang an möglichst gut passen. »Wenn der Schuh schon im Laden drückt – und sei es auch nur eine kleine Druckstelle – lieber ein anderes Modell wählen«, rät Andreas Settele, Leiter der Schuhentwicklung bei HANWAG. »Nimm Dir Zeit, um das für Dich individuell am besten passende Modell zu finden.« (–>Mehr erfahren: 4 Tips für die perfekte Passform)
Tipp: Ein leichter Fersenkeil oder eine dünne Spacer-Sohle unter der Innensohle reduzieren das Schuhvolumen etwas und verbessern den Fersenhalt. Auch die Schnürung spielt eine wichtige Rolle: Ist der Schuh zu locker geschnürt, entsteht mehr Reibung am Fuß. (–> Wanderschuhe richtig schnüren)
Das Schuhmodell sollte zum geplanten Vorhaben passen. Je mehr Strecke Du machst, desto entscheidender ist es, ob der Schuh auch zum Terrain und Klima passt. Stabile, relativ steife und gute isolierte Hochtourenschuhe etwa sind tatsächlich nur fürs Hochgebirge oder ähnliches Gelände gemacht. Sie sind gebaut, um in den Bergen zu steigen, nicht um bequem und kraftsparend abzurollen. Außerdem sind sie warm – für Sommertouren in tieferen Lagen zu warm.
Was passiert, wenn Du genau dort einen solchen Schuh trägst? Der Fuß schwitzt stark, wird nass, die Haut quillt auf, wird anfällig für Blasen. Und die steife Konstruktion sorgt für ordentlich Reibung. Blasen sind dann geradezu programmiert.
Auf der anderen Seite kannst Du Dir auch Blasen holen, wenn Du in schwerem Gelände mit zu leichtem Schuhwerk unterwegs bist. (–> Alles über die Wanderschuh-Kategorien)
Kann ich die Tour ohne Blasen beenden oder nicht? Die Antwort hängt auch vom Material und Innenleben des Schuhs ab. Hier ist klassisches Leder immer noch ungeschlagen. »Leder passt sich geschmeidiger an den Fuß an als Textilfutter mit Funktionsmembrane oder andere wasserdichte Materialien«, erklärt Andreas Settele. »Außerdem kann Leder viel Feuchtigkeit aufsaugen. So bleiben die Füße trockener.« (–> 5 Gründe für Wanderschuhe aus Leder)
Tipp: Auch mit Gamaschen lässt sich das Risiko von Blasen senken. Gerade in unwegsamem Gelände, in sumpfigem Terrain oder auf Routen durch tiefen Sand, Schotter oder Schnee bieten sie einen wirksamen Schutz: Schmutz und Nässe bleiben draußen. Werden die Gamaschen auf Teilstrecken nicht benötigt, lassen sie sich im Rucksack verstauen.
Wasserdichte Membransysteme sind gerade für warme Regionen und Sommertouren wenig geeignet. Denn um Feuchtigkeit aus dem Schuh nach außen zu transportieren, ist ein deutliches Temperaturgefälle nötig. Das aber ist in der Wärme nicht der Fall. Und so wird die eigentlich positive Wasserdichtigkeit zum Nachteil. Der Schweiß kann nicht aus dem Schuh entweichen. Der wird innen nass. Die Haut weicht auf – und wird anfälliger für Blasen.
Andreas Setteles Tipp: »Für die meisten Wanderer reichen auch nicht hundertprozentig wasserdichte Wanderschuhe völlig aus.« Gut gepflegt und mit einem PFC-freien Imprägniermittel auf Silikonbasis behandelt, sind auch klassische Lederschuhe wasserabweisend genug, um Regenschauer und Pfützen trockenen Fußes zu überstehen. (–> Wanderschuhe richtig pflegen)
Gerade auf langen oder mehrtägigen Wanderungen müssen die Füße eine Menge wegstecken. Ein bisschen Fußpflege kann da nicht schaden. So kannst Du effektiv Blasen vorbeugen:
Wandern bis die Socken qualmen – genau das kannst Du mit guten Socken vermeiden. Top sind moderne Funktionssocken aus strapazierfähiger und Feuchtigkeit transportierender Kunstfaser, eventuell in Kombination mit Merinowolle. Sie minimiert unangenehme Gerüche und hält auch in feuchtem Zustand angenehm warm. Baumwolle hingegen saugt sich schnell mit Wasser voll und ist deshalb nicht zu empfehlen.
Tipp: Material-Verstärkungen an Ferse, Knöchel und im Zehenbereich reduzieren die Reibung. (–> Die besten Wandersocken – darauf kommt es an)
Was tun bei Blasen? Soll ich die Blasen aufstechen oder nicht? Wenn möglich, solltest Du die Blase nicht aufstechen. Denn dann können Bakterien eindringen, und man riskiert Entzündungen.
Wichtig ist es, Blasen möglichst frühzeitig zu behandeln, ehe sie zu groß werden. Dabei helfen alle Maßnahmen, die Reibung reduzieren. Bewährt haben sich spezielle Blasenpflaster.
Ein Blasenpflaster verhindert weitgehend, dass sich die Hautschichten weiter gegeneinander verschieben, indem es den Druck auf die gereizte Stelle über eine größere Fläche verteilt. Dazu sollte man das Blasenpflaster größer als die gereizte Stelle wählen. Einfach die Haut an der Blase und darum herum reinigen und das Pflaster aufkleben, fertig.
Im Notfall helfen auch herkömmliche Wundpflaster, medizinisches Tape oder – falls gar nichts anderes griffbereit ist – auch Gewebeklebeband wie etwa Duck Tape. Aber nur solange sich die Blase noch nicht ausgebildet hat. Außerdem sollte man ein Stück Verbandstoff zwischen das Tape und die Blase bringen, um die Haut durch den Klebstoff nicht noch weiter zu reizen.
Wenn Du Blasen rechtzeitig und fachgerecht behandelst und die Füße einigermaßen schonst, verheilen Blasen in der Regel innerhalb von wenigen Tagen.
Ist die Blase geplatzt oder hast Du Dich doch entschlossen, die Blase zu öffnen, weil sie zu groß und schmerzvoll ist, solltest Du die Erste-Hilfe-Basics zur Wunddesinfektion beherzigen: Die Haut reinigen. Dann mit einer vorher desinfizierten Nadel die Blase aufstechen. Ist die Flüssigkeit aus der Blase ausgetreten und die betroffene Stelle getrocknet, einfach das Blasenpflaster aufkleben.
Etwas umfangreicher wird die »Operation«, wenn die oberste Hautschicht aufgerissen ist. Dann solltest Du die Wunde unbedingt mit einem Anitseptikum behandeln. Notfalls kannst Du zum Reinigen auch sauberes bzw. abgekochtes (und vorher wieder abgekühltes) Wasser verwenden. Anschließend die Wunde mit einem Pflaster vor Verunreinigungen schützen. Am besten auch in diesem Falle mit einem Blasenpflaster. Dann ist die Wunde wie versiegelt. Da Blasenpflaster wasserdicht ist, schützt es die Haut vor dem Durchfeuchten von außen.
Mit großen Blasen ist übrigens nicht zu spaßen. Es handelt sich dabei um ernst zu nehmende Wunden. Entzündet sich eine Blase stark, solltest Du auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Warnzeichen sind gelblicher und dickflüssiger Eiter in der Blase, erhöhter Schmerz, Schwellungen, starke Rötung, Hitzegefühle oder gar Fieber. Im schlimmsten Fall kann eine Blutvergiftung drohen.
Das ist aber nur der Worst Case. Und so weit wird es nicht kommen, wenn Du die oben genannten Vorsorgetipps beherzigst. Wir wünschen Dir allzeit schmerzfreies Wandern – ganz ohne Blasen am Fuß.